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Warum es gut für dich ist, einfach mal ins Grüne zu starren

Kennst du das Gefühl, wenn du nach einem Tag voller Meetings, Instagram-Scrollen und Deadlines einfach nur raus willst? Raus aus der Stadt, raus aus dem WLAN, raus aus deinem Kopf? Dann bist du reif fürs Waldbaden. Klingt erstmal nach einer Mischung aus Survival-Training und Hippie-Ritual, ist aber eigentlich das Einfachste der Welt: Du gehst in den Wald und tust… nichts.

Shinrin Yoku – die Kunst, Bäume anzustarren

Waldbaden kommt – wie viele gute Dinge – aus Japan und heißt dort Shinrin Yoku. Das bedeutet wörtlich „Eintauchen in die Waldatmosphäre“. Die Idee dahinter: Der Wald ist nicht nur eine grüne Kulisse für Sonntagsspaziergänge, sondern ein echtes Heilmittel für deinen überladenen Kopf. Studien zeigen, dass ein paar Stunden zwischen Bäumen den Stresspegel senken, das Immunsystem pushen und sogar den Blutdruck regulieren können.

„Viele Menschen glauben, sie müssen im Wald aktiv sein – joggen, wandern, ihre Schritte zählen“, sagt Gaby Fischer, die als zertifizierte Waldbaden-Trainerin in Ulm regelmäßig Gruppen in den Wald begleitet. „Aber Waldbaden ist genau das Gegenteil: Es geht ums Sein, nicht ums Tun.“

Warum es wirkt: Natur ist wie Meditation, nur ohne nerviges Stillsitzen

Unsere Gehirne sind eigentlich nicht für das Leben zwischen Beton und blauen Smartphone-Displays gemacht. Evolutionär gesehen sind wir immer noch Jäger und Sammler – nur, dass wir heute eher Rabatte jagen und E-Mails sammeln. Die Natur hingegen bietet das perfekte Gegenprogramm: sanfte Reize statt Push-Nachrichten, grüne Weite statt Zoom-Kacheln, und eine Geräuschkulisse, die weder nervt noch Aufmerksamkeit fordert.

Dazu kommt: Bäume kommunizieren über Duftstoffe miteinander – und die tun auch uns gut. Die sogenannten Terpene, die der Wald ausdünstet, wirken beruhigend und stärken unsere Abwehrkräfte. Also ja, wenn du tief durchatmest, nimmst du im besten Fall einen natürlichen Anti-Stress-Cocktail auf.

„Viele meiner Teilnehmer spüren die Wirkung oft schon nach ein paar Minuten“, erzählt Gaby Fischer. „Sie merken, wie sich ihr Atem vertieft, die Schultern entspannen, die Gedanken ruhiger werden. Es passiert ganz von allein, wenn man sich darauf einlässt.“

Wie man richtig im Wald badet (und nicht nur schnell durchläuft)

Falls du das jetzt ausprobieren willst, hier eine kleine Anleitung für den perfekten Waldbade-Trip:

  1. Langsam machen: Stell dir vor, du wärst in Zeitlupe unterwegs. Schlendern ist das neue Rennen.
  2. Ohne Ziel losgehen: Keine Route, keine Apps, keine Kilometerangaben. Du gehst einfach, wohin es dich zieht.
  3. Alle Sinne anschalten: Fühle die Rinde eines Baums, rieche das Moos, lausche den Vögeln. Ja, klingt kitschig, funktioniert aber.
  4. Handy aus. Ja, wirklich. Keine Storys, keine Selfies. Einfach offline sein.
  5. Sitzen erlaubt: Such dir einen schönen Platz und bleib da. Zehn Minuten, eine Stunde, so lange du willst.

Oder du buchst direkt eine geführte Session. „Gerade am Anfang fällt es vielen schwer, den Kopf wirklich auszuschalten“, sagt Gaby Fischer. „Ich leite dann kleine Achtsamkeitsübungen an, die dabei helfen, die Umgebung wirklich wahrzunehmen. Zum Beispiel einfach mal für ein paar Minuten nur auf die Geräusche im Wald zu achten – oder einen Baum mit geschlossenen Augen zu ertasten. Das bringt einen sofort raus aus dem Kopf und rein ins Erleben.“

Warum wir mehr davon brauchen

Wir haben es verlernt, uns einfach mal treiben zu lassen – dabei sind genau diese Momente die besten. Waldbaden zwingt dich dazu, den ganzen mentalen Lärm mal auszuknipsen und stattdessen auf den Moment zu hören. Und wenn du dich danach fragst, ob du wirklich eine neue To-do-App brauchst oder einfach nur öfter rausgehen solltest, hat der Wald seinen Job gemacht.

Also: Schuhe an, Handy aus, und ab ins Grüne. Oder, wenn du es richtig machen willst, mit Gaby Fischer. Dein Kopf wird es dir danken.

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