Rasmus: Vom Aktmodell zum Buchhändler

Er ist schneller als Amazon, war bereits Aktmodell und hat vor kurzem die Buchhandlung aegis in der Ulmer Innenstadt übernommen – das schreit doch nach einem Interview, oder?


Vielen Dank an die Volksbank Ulm Biberach eG  für das Sponsoring der Interviewreihe. 


Wie kommt man als junger Mensch auf die Idee, eine Buchhandlung mitsamt eines Verlages und einem Antiquariat zu übernehmen?

Ich wusste schon zu Schulzeiten, dass ich mich ­entweder für alte und oder behinderte Menschen in die Bresche werfen oder mich in der Kultur, insbesondere in der Literatur, engagieren wollte. Kennengelernt habe ich beides, ich schnupperte in soziale und ­kreative Projekte hinein, nach der Schule ging ich nach Finnland, wo ich mich auf Anhieb zu Hause fühlte und gemeinsam mit anderen eine Community ins Leben rief, die junge Menschen mit Künstlern aus aller Welt zusammenbringen sollte.

Schließlich siegte die Liebe zur ­Literatur.

Meine Frage war nicht so sehr, “Was will ich werden”, sondern was braucht es und was kann ich mit meinen Fähigkeiten erreichen? Und ich glaube, es braucht Orte wie meine kleine Buchhandlung, die abseits von finanz- und marketingintensiven Wegen Kultur, und insbesondere gute Bücher, in den öffentlichen Raum stellen.

Welche Antiquitäten hast bietest du an? Und welche Bücher verlegst du?

Wir haben Bücher aus allen Jahrhunderten und jeglicher Art. Das besondere ist, wir sind das letzte Dreispartenhaus der Welt – Verlag, Buchhandlung und Antiquariat! Somit widerspiegeln wir das ganze Leben eines Buchs und sind nicht so sehr dem Diktat des immer Neuen unterworfen, sondern können in der Buchhandlung anbieten, was jetzt gut ist, verlegen was gut werden soll und haben Bücher im Antiquariat, die schon immer gut waren.

Du sagst, du warst davor Aktmodell und Weltenbummler. Lass uns da doch mal etwas konkreter werden: Wo und wie lange warst du Aktmodell? Und wo auf der Welt bist du schon überall gewesen?

Bei mir bestand der Lebensunterhalt aus einem Mix aus vielen, vielen Jobs. In der Welt bin ich gar nicht so viel rumgekommen, aber ich war wohl so gut wie in jedem europäischen Land inkl. Balkan usw.

Deine Ausbildung hast du ja in Hamburg gemacht – wie kommt ein Ulmer nach Hamburg? Was hat sich dahin Verschlagen?

Ich bin ein sehr romantischer Mensch und ich wollte in eine große Stadt – in eine Stadt die am Meer liegt, das hätte auch irgendwo in Europa sein können, aber es wurde Hamburg – und ich konnte dort meine Ausbildung zum Buchhändler machen.

Wie sieht denn so ein normaler Tag bei dir aus?

Ich stehe auf! Und dann lese morgens 30 – 40 Minuten. Dann gehts auf in den Laden – und das ist ja ein bisschen wie eine Theaterbühne, auf der alles stehen sollte und alles seinen Platz hat. Wenn dem so ist und die Bücher (die im übrigen über Nacht kommen und ja, wir sind wirklich schneller als Amazon), verräumt sind – geh ich ins Cafe und Lese die Zeitungen. Dann ziehen wir den Vorhang auf und öffnen den Laden – dann beginnt der Tanz mit den Büchern, all die  Geschichten und das erzählen, schwärmen und natürlich das Buch zu finden dass der oder die Leser*in lesen will. Es ist ein wenig wie beim Essen: der eine mag keinen Spinat, der andere kein Fisch- da ist es auch egal wie gut dass essen gekocht ist. Es gibt schlechtes Fastfood, aber eben auch ganz vorzügliches. Es ist meine Aufgabe, das Richtige zuzubereiten. Dazwischen gibt es dann natürlich auch immer etwas für den Verlag zu tun – und unsere Konzerte, Lesungen etc. zu planen. Kurz gesagt – der schönste Beruf der Welt.

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Um mit Erich Kästner zu sprechen: “Je üppiger die Pläne blühen, um so verzwickter die Tat…”

Was ist das beste Buch, das du jemals gelesen hast?

Oje… eine Frage die man einem Buchhändler nicht stellen darf… Ich weiß es nicht, es gibt so viel wunderbare Literatur, so unglaubliche Bücher … Aber vielleicht … sehr, sehr groß finde ich Anna Karenina von Tolstoi.