Danny Franzreb: Urbane Lebensräume

Danny Franzreb hat es geschafft: in der Foto-Szene hat er letztes Jahr gleich zwei begehrte internationale Fotopreise abgeräumt. Wie hat er das hinbekommen? Und mit welchen Fotos überhaupt? Und mal ganz nebenbei gefragt: wie wird man eigentlich Professor? Das alles (und noch ein bisschen mehr) erfahrt ihr in den nächsten vier Minuten: 


Vielen Dank an die Volksbank Ulm Biberach eG  für das Sponsoring der Interviewreihe. 


Wie bist du auf die Idee zu dieser Fotoreihe gekommen? 
Für mich haben urbane Räume schon immer eine gewisse Anziehung ausgestrahlt, die ich nur zum Teil erklären kann. Mich fasziniert die reine Ästhetik genauso wie deren soziokulturellen Aspekte. Dort findet häufig der Kern der gesellschaftlichen Entwicklung auf engstem Raum statt. Man kann das menschliche Zusammenleben in spontanen Szenen beobachten und gleichzeitig einzigartige Architektur und Innovationen und Ideen entdecken.

Deine Fotos zeigen ja Orte, die eigentlich ja sehr unnatürlich sind. Man sieht keine Pflanzen, keine Bäume … Was reizt dich daran?
Ich denke meine fotografischen Arbeiten sind häufig sehr grafisch, da ich als Designer wohl auch stark so geprägt wurde.Wahrscheinlich halte ich dadurch auch gezielt Ausschau nach solchen Motiven. Die urbanen Räume die ich fotografiere können dadurch sehr abstrakt wirken. Das ist aber auch beabsichtigt, da ich nicht unbedingt die spezifische Stadt portraitieren möchte, sondern mehr das Gefühlt und die Ästhetik, die durch den Raum vermittelt werden. 

Für das Fotoprojekt hast du Orte besucht, die nicht auf der Liste der klassischen Urlauber stehen – hast du die Orte extra für die Fotos besucht oder warst du ohnehin vor Ort?
Sowohl als auch. Wenn es sich ergibt und ich ohnehin Vorort bin, versuche ich natürlich auch dort zu Fotografieren. Oft ist es aber besser die Reise gezielt nur zum Fotografieren zu planen, da es manchmal einige Tage dauert bis ich alle Motive zur richtigen Zeit besuchen kann. Das plane ich dann auch sehr ausführlich vorab über das Internet mit Tools wie Google Earth. In New York war ich beispielsweise eine Woche nur zum Fotografieren und habe dann dort auch jeden Tage 8-10 Stunden fotografiert.

War dir von Anfang klar, dass du deine Reihe bei der Jury in New York einreichst, oder hat sich das so ergeben?
Nein, das war mir nicht klar. Eigentlich arbeite ich an einem Buch zu dem Thema. Aber hin und wieder reiche ich auch einzelne Arbeiten bei Wettbewerben ein. Umso mehr hat es mich gefreut, dass meine Arbeiten letztes Jahr bei ein paar renommierten Wettbewerben prämiert und zum Beispiel in der Aperture Galerie ausgestellt wurden.

Was sagt deine Frau überhaupt dazu?
Sie unterstützt mich in meinen Arbeiten und freut sich mit mir, wenn mir ein gutes Projekt gelingt. Nur die Ausgaben für meine Ausrüstung müssten für sie jetzt nicht unbedingt sein, denke ich.

In deinem Instagram-Account sieht man aktuell das Gegenteil der urbanen Aufnahmen, dort hast du Fotos von Pflanzen im Fokus. Magst du die Kontraste?
Ich wollte vor allem auch mal ein paar andere Arbeiten von mir zeigen. Mein aktueller Fokus sind urbane Räume, aber ich arbeite natürlich auch an einigen anderen Strecken.

Wann und wo bist du besonders kreativ?
Wahrscheinlich, wenn ich nicht in meiner gewohnten Umgebung bin. In Ulm fällt es mir beispielsweise wesentlich schwerer Motive zu finden, als an anderen Orten. Ich denke das hängt damit zusammen, dass ich mittlerweile 10 Jahre hier lebe und mir der Ort so bekannt ist. In ungewohnten Umgebungen verändert sich mein Blick für die Ästhetik der Situation schon stark. Zuhause kann es auch sein, dass ich Wochen kaum fotografiere. Deswegen versuche ich auch häufiger zu reisen, um an anderen Orten zu fotografieren. 

Wie wird man eigentlich Professor?
Es gibt einige formelle Voraussetzungen an die Ausbildung, Studium, Lehrerfahrung etc. und dann normalerweise durch eine Ausschreibung einer Hochschule für eine Professur auf die man sich bewerben kann. Dann folgt ein recht langes Auswahlverfahren mit Gesprächen und Probevorlesungen auf das dann ein Ruf der Hochschule erfolgt, wenn man alle Beteiligten überzeugen konnte. So war das auch in meinem Fall. Aber am Ende ist es vor allem wichtig, dass man sich für ein gewisses Gebiet interessiert und engagiert um darin wirklich gut zu werden, unabhängig davon, ob man eine Professur anstrebt.

 

Hier gehts zum Instagram-Profil von Danny Franzreb (Link)