Folge uns auf

“Erfolg ist kein Zufall. Man muss sich ihn erarbeiten und planen”

1997: Alexander André Schulze ist 17 und startet seine Ausbildung zum Bankkaufmann. Sein Ziel: „Ich will Bankvorstand werden.“ Knapp 20 Jahre später ist er stellvertretender Vorstandssprecher der Volksbank Ulm-Biberach. Aber dieser Titel kam nicht von allein. Eine Kindheit, in der Eigenverantwortung alles war, ein Austauschjahr, das ihn forderte, und unzählige Momente, in denen er ins kalte Wasser sprang, haben ihn hierher gebracht. Mit Mathias Eigl spricht Schulze über Ehrgeiz, Umwege und die Kunst, sich immer wieder neu zu beweisen.


Interview Bild

Das Interview führte Mathias Eigl, Gründer des Ulmer Spickzettels und der ersten Social-Media-Agentur im Schwabenland ULM ME (www.ulm.me) und langjähriger Chefredakteur verschiedener Schülerzeitungen.



Eigl: Herr Schulze, 1997 als Azubi – war das wirklich der Moment, in dem Ihr Traum vom Vorstandsposten begann?

Schulze: Ja, genau. Ich weiß noch, wie uns damals der Vorstandsvorsitzende in den ersten Tagen begrüßte. Das war ein prägender Moment für mich. Ich dachte mir: „Was für ein Job, das will ich auch mal machen.“ Klar, das war damals ziemlich blauäugig. Ich hatte keine Ahnung, was ein Vorstand wirklich alles macht. Aber dieser Traum hat mich nie wirklich losgelassen.

Eigl: War diese Zielstrebigkeit etwas, das Sie schon als Kind auszeichnete?

Schulze: Absolut. Ich bin in einem bodenständigen Elternhaus aufgewachsen, in dem Werte wie Anstand, Konsequenz, Eigenverantwortung und Leistung eine große Rolle spielten. Meine Eltern haben meinem Bruder und mir viel zugetraut, uns aber auch deutlich gemacht: „Wenn du etwas erreichen willst, musst du es selbst in die Hand nehmen.“

Eigl: Wie hat sich das konkret gezeigt?

Schulze: Bei uns gab es zum Beispiel kein Taschengeld. Wenn ich mir etwas leisten wollte, musste ich dafür arbeiten. Dieses Bewusstsein, dass niemand anders für mein Leben verantwortlich ist, hat mich bis heute geprägt. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass ich auf meine Familie zählen konnte, wenn es wirklich darauf ankam.

Eigl: Gab es Erlebnisse, die Sie besonders geprägt haben?

Schulze: Mein Austauschjahr in den USA war ein Wendepunkt. Ich war 16, mein Englisch war mehr schlecht als recht, und ich kannte dort niemanden. Trotzdem habe ich mir vorgenommen, zu den besten Highschool-Absolventen zu gehören. Am Ende war ich einer der Top 5 von 120 Abschlussschülern. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass Mut, Disziplin, Fleiß und Durchhaltevermögen alles verändern können.

Eigl: Nach diesem Erfolg – wie ging es für Sie weiter?

Schulze: Zurück in Deutschland habe ich direkt mit der Ausbildung begonnen. Danach kamen die Bundeswehrzeit und die berufliche Festigung als Kundenberater. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass noch mehr möglich war. Also habe ich das Abitur nachgeholt und studiert. 2005 kam ich dann zur Volksbank Ulm-Biberach – ein entscheidender Schritt.

Eigl: Warum war das so entscheidend?

Schulze: Weil ich hier die Chance hatte, viele verschiedene Bereiche der Bank kennen zu lernen und mich zu beweisen. Besonders prägend war die Arbeit im Bereich Sanierung, wo wir Kunden in finanziellen Schwierigkeiten betreuen, mit dem klaren Ziel der wirtschaftlichen Stabilisierung. Diese Zeit hat mir gezeigt, wie wichtig Empathie ist, was gerade wir als Regionalbank leisten können und dürfen – und, dass hinter jeder Zahl ein Mensch steht.

Eigl: Wann war für Sie klar, dass Sie bereit für den Vorstand sind?

Schulze: Es war kein einzelner Moment. Ich habe mich immer für neue Herausforderungen interessiert und die Hand gehoben, wenn es etwas Neues zu lernen oder zu entwickeln gab. 2019 fragte mich dann der Aufsichtsrat, ob ich in den Vorstand aufrücken möchte. Das war ein sehr besonderer Moment – nicht, weil ich es aktiv angestrebt hatte, sondern weil ich das Vertrauen gespürt habe, dass ich dieser Verantwortung gewachsen bin.

Eigl: Wie sieht Ihr Alltag als Vorstand aus?

Schulze: Mein Alltag ist sehr vielseitig und meist straff durchgetaktet. Ich treffe zusammen mit meinem Vorstandskollegen Stefan Hell strategische und operative Entscheidungen, arbeite direkt mit unseren Kunden zusammen und bin eng mit unseren Mitarbeitenden im Austausch. Formate wie „Vorstand on Tour“, bei denen ich direkt mit Teams aus unserer Bank ins persönliche Gespräch komme, sind mir besonders wichtig.

Eigl: Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie?

Schulze: Wir wollen die Volksbank Ulm-Biberach zu einer der innovativsten Genossenschaftsbanken weiterentwickeln. Dabei stehen die Mehrwerte für unsere Mitglieder und Kunden sowie die Digitalisierung im Fokus – aber ohne unsere genossenschaftlichen Werte zu verlieren. Gleichzeitig möchten wir einen Schwerpunkt auf unsere jungen Kundinnen und Kunden legen und uns in dieser Altersgruppe als innovativer, leistungsfähiger und verlässlicher Partner in der Region etablieren, besonders in turbulenten Zeiten.

Eigl: Was würden Sie jungen Menschen mitgeben, die gerade am Anfang ihres Berufslebens stehen?

Schulze: Seid mutig und neugierig. Probiert Dinge aus, auch wenn sie euch erst einmal fremd oder schwierig erscheinen, lernt aus Rückschlägen und glaubt an euch. Erfolg kommt selten über Nacht, sondern durch Dranbleiben. Die größten Herausforderungen sind oft die wertvollsten Lektionen.

Verwandte Beiträge

Zwischen Getriebenheit und Gelassenheit

Eine Unruhe oder das Gefühl, „da fehlt doch noch etwas“,...

Früher Überlebenskünstler, heute „Problemkinder“?

Warum unsere Gesellschaft ein Problem mit andersdenkenden Menschen hat –...

Auf Umwegen nach Ulm …

„Ulm war alles andere als Liebe auf den ersten Blick....

Eine Antwort hinterlassen