Kein Patriarch: Roland Sudhoff
Roland Sudhoff, Geschäftsführer der Sudhoff Technik GmbH, spricht mit Mathias Eigl über seine Rolle im Familienunternehmen, seine Führungsphilosophie und die Herausforderungen, die der Mittelstand heute zu bewältigen hat. Mit einem starken Fokus auf Gemeinschaft und Vertrauen teilt er, warum seine Mitarbeiter das Rückgrat des Unternehmens sind und wie sie es gemeinsam schaffen, auch in schwierigen Zeiten erfolgreich zu sein.
Das Interview führte Mathias Eigl, Gründer des Ulmer Spickzettels und der ersten Social-Media-Agentur im Schwabenland Ulm Me (www.ulm.me) und langjähriger Chefredakteur verschiedener Schülerzeitungen.
Mathias Eigl: Herr Sudhoff, wenn Sie sich selbst in nur 20 Sekunden beschreiben müssten, wie würden Sie das tun?
Roland Sudhoff: In 20 Sekunden? Das ist gar nicht so leicht. Ich würde mich wohl als bodenständigen und pragmatischen Menschen beschreiben, der großen Wert auf Zusammenarbeit legt. Unser Erfolg ist das Ergebnis vieler Menschen, die täglich zusammenarbeiten. Meine Rolle im Unternehmen sehe ich als Teamspieler, nicht als jemanden, der alleine Entscheidungen trifft. Es ist mir wichtig, meine Mitarbeiter mit einzubeziehen. Ohne sie wäre das Unternehmen nicht das, was es heute ist.
Mathias Eigl: Seit wann sind Sie im Unternehmen tätig?
Roland Sudhoff: Seit dem Jahr 2002. Mein Großvater hat die Firma 1936 gegründet, und mein Vater und sein Bruder haben sie später übernommen. 1992 haben sie die Geschäftsbereiche aufgeteilt, und daraus entstand die sudhoff technik GmbH. Der Übergang verlief fließend, und ich bin Schritt für Schritt in meine Rolle hineingewachsen. Es war kein plötzlicher Wechsel, sondern ein langsamer Prozess, bei dem ich immer mehr Verantwortung übernommen habe.
Mathias Eigl: War es für Sie von Anfang an klar, dass Sie ins Familienunternehmen einsteigen würden?
Roland Sudhoff: Nein, das war es nicht. Mein Bruder und ich wurden nie dazu gedrängt. Es war uns immer freigestellt, unseren eigenen Weg zu gehen. Ich wollte zuerst Erfahrungen außerhalb des Familienunternehmens sammeln, um zu sehen, wie ich mich in einem anderen Umfeld bewehre. Es war mir wichtig, unabhängig meine beruflichen Entscheidungen zu treffen. Doch nach meinem Studium und ein paar Jahren in der Industrie habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit in einem Unternehmen wie unserem Freude bereitet, und so bin ich schließlich zurückgekehrt.
Mathias Eigl: Was hat Sie letztendlich dazu bewegt, ins Unternehmen einzusteigen?
Roland Sudhoff: Es war ein natürlicher Prozess. Ich hatte das Gefühl, dass es der richtige Schritt war, nachdem ich in der Industrie gearbeitet hatte. Die Firma war für mich immer präsent, wie ein fester Anker. 2002 bin ich dann ins Unternehmen eingestiegen, und kurz darauf haben wir das neue Logistikzentrum und das neue Verwaltungsgebäudegebaut und so den Firmensitz von Ulm-Söflingen nach Ulm-Einsingen verlegt. Mit diesen Projekten kam mehr Verantwortung auf mich zu, und ich habe immer mehr in meine Rolle als Geschäftsführer hineingefunden.
Mathias Eigl: Welche Werte haben Sie auf Ihrem Weg geprägt, und wie spiegeln sich diese in Ihrer Unternehmensführung wider?
Roland Sudhoff: Ehrlichkeit, Offenheit, Vertrauen und Wertschätzung sind für mich zentrale Werte. Jeder Mitarbeiter bei uns ist eine Persönlichkeit und keine Nummer. Wir sind ein Familienunternehmen, und das bedeutet für mich, dass die Nähe und das Vertrauen zwischen den Menschen entscheidend sind. Ich kenne noch fast jeden Mitarbeiter beim Namen, und das ist mir auch wichtig. So wie ein Team nur dann erfolgreich sein kann, wenn alle zusammenarbeiten, so kann auch ein Unternehmen nur dann erfolgreich sein, wenn jeder Einzelne sich wertgeschätzt fühlt.
Mathias Eigl: Wenn Sie nicht ins Familienunternehmen eingestiegen wären, was hätten Sie stattdessen gemacht?
Roland Sudhoff: Das ist schwer zu sagen. Vielleicht hätte ich mehr Klavier gespielt – Musik ist für mich ein wichtiges Ventil. Oder wäre gar Dirigent geworden, wer weiß? Es fasziniert mich immer, wie man als Dirigent die vielen Einzelinstrumente aufeinander abstimmt, um ein über die Noten hinausgehendes Klangbild zu erzeugen, das die Zuhörer auch emotional berührt Aber einen konkreten Plan B gab es nicht wirklich. Die Firma war immer da, wie ein alter Freund, der auf mich gewartet hat.
Mathias Eigl: Welche Eigenschaften sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten, um ein Unternehmen dieser Größe erfolgreich zu führen?
Roland Sudhoff: Empathie ist heutzutage wichtiger denn je. Man muss verstehen, wie die Menschen im Unternehmen ticken, und sie mit auf den Weg nehmen. Dazu kommen Disziplin und der Wille, Risiken einzugehen. Ein Unternehmen zu führen ist manchmal wie ein Sprung ins kalte Wasser. Man kann nicht immer alles vorhersehen, aber man muss trotzdem Entscheidungen treffen. Es ist wichtig, flexibel zu bleiben und auch in unsicheren Zeiten den Mut nicht zu verlieren.
Mathias Eigl: Was sind die größten Herausforderungen, denen der Mittelstand aktuell gegenübersteht?
Roland Sudhoff: Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen, gefolgt von den steigenden Energiepreisen. Gerade im Mittelstand ist der Druck groß. Wir haben beispielsweise in eine Photovoltaikanlage investiert, aber wir zahlen nun aufgrund negativer Strompreise teilweise noch dafür, dass wir Strom produzieren. Das zeigt, wie schwierig die Rahmenbedingungen sind. Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, und wir brauchen wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben. Hier ist auch die Politik aufgerufen, klare Signale zu setzen und Regulierung und Bürokratisierung deutlich zurückzufahren, aktuell wird gerade der Mittelstand mit seinen schlanken Strukturen überfordert.
Mathias Eigl: Wie gehen Sie mit dem Fachkräftemangel um?
Roland Sudhoff: Wir setzen stark auf die Ausbildung. Für uns ist es entscheidend, junge Menschen selbst auszubilden und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Es geht nicht nur darum, Fachkräfte zu entwickeln, sondern auch um die persönliche Entwicklung der Auszubildenden. Wir wollen ihnen zeigen, wie man im Berufsleben erfolgreich ist und gleichzeitig Verantwortung übernimmt. Das schafft nicht nur qualifizierte Fachkräfte, sondern auch eine starke Verbundenheit zum Unternehmen.
Mathias Eigl: Was würden Sie sagen, sind die drei wichtigsten Eigenschaften, um ein Unternehmen erfolgreich zu führen?
Roland Sudhoff: Erstens braucht man Empathie, um zu verstehen, wie man mit Menschen umgeht. Zweitens braucht man Durchhaltevermögen und Disziplin, um langfristig am Ball zu bleiben. Und drittens muss man bereit sein, unternehmerische Risiken einzugehen. Man kann nicht immer auf Nummer sicher gehen. Manchmal muss man mutig voranschreiten, auch wenn der Weg unklar ist.
Mathias Eigl: Welche Hoffnungen und Sorgen haben Sie für die Zukunft Ihres Unternehmens?
Roland Sudhoff: Meine größte Hoffnung ist, dass wir auch weiterhin als Team erfolgreich und vor allem organisch wachsen. Unser Unternehmen ist wie ein Baum mit starken Wurzeln, die über die Jahre gewachsen sind. Diese Wurzeln geben uns Stabilität, aber man muss auch bereit sein, neue Äste wachsen zu lassen. Gleichzeitig mache ich mir Sorgen um die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die uns immer mehr Steine in den Weg legen. Besonders der Mittelstand braucht hier mehr Augenmerk, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.
Mathias Eigl: Herr Sudhoff, vielen Dank für dieses ausführliche und aufschlussreiche Gespräch. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Ihre Führung auf viel Vertrauen und Menschlichkeit basiert – etwas, das Ihr Unternehmen auszeichnet.
Roland Sudhoff: Vielen Dank, Herr Eigl. Es war mir eine Freude. Wir sind gemeinsam stark, und ich glaube fest daran, dass wir auch in Zukunft, wie bisher, erfolgreich sein werden – weil wir als Team agieren.