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Weitere InformationenEin Dessous-Geschäft in Ulm, ein Alltag mit festen Routinen – so sah Bettinas Leben über ein Jahrzehnt lang aus. Doch tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie mehr wollte: Freiheit, Abenteuer und die Möglichkeit, die Welt zu entdecken. Heute lebt sie diesen Traum. Zusammen mit ihrem Mann hat sie einen alten Feuerwehr-LKW in ein rollendes Zuhause umgebaut und bereist seitdem die entlegensten Ecken der Erde. Im Interview erzählt Bettina von ihrem mutigen Schritt, das alte Leben hinter sich zu lassen, von Gastfreundschaft in Georgien, Dieselpreisen im Iran und ihrem Alltag auf 10 Quadratmetern.
Das Interview führte Mathias Eigl, Gründer des Ulmer Spickzettels und der ersten Social-Media-Agentur im Schwabenland ULM ME (www.ulm.me) und langjähriger Chefredakteur verschiedener Schülerzeitungen.
Mathias Eigl: Bettina, du und dein Mann Micha führt ein Leben, von dem viele träumen. Ein umgebauter Feuerwehr-LKW, die Welt als Zuhause. Wie kam es dazu?
Bettina: Ich habe elf Jahre lang ein Dessous-Geschäft geführt, das ich mit viel Herz aufgebaut habe. Aber ich bin ein Mensch, der Freiheit braucht, und irgendwann hat mich der Gedanke, immer an Ort und Zeit gebunden zu sein, eingeengt. Die Entscheidung, alles hinter mir zu lassen, war nicht leicht, aber ich habe es nie bereut.
Mathias Eigl: Warum ausgerechnet ein Feuerwehr-LKW?
Bettina: Anfangs wollte ich mit einem alten VW-Bus losziehen, aber mein Mann hatte andere Ansprüche. Er wollte ein festes Bett, eine Dusche, einfach ein bisschen mehr Komfort. Also haben wir uns für den LKW entschieden. Es war ein Feuerwehrwagen, den wir komplett selbst umgebaut haben – von der Isolierung bis zur Dachterrasse.
Mathias Eigl: Wo hat eure Reise begonnen?
Bettina: Unsere erste große Tour ging nach Skandinavien. Wir wollten testen, ob der Umbau wirklich alltagstauglich ist. Die Fjorde in Norwegen waren beeindruckend, aber die Dieselpreise dort – bis zu 2,60 Euro pro Liter – waren schon heftig. Danach haben wir Georgien entdeckt. Das Land ist einfach magisch: Berge, Meer, Wüste – so viel Vielfalt auf kleinem Raum.
Mathias Eigl: Und jetzt sitzt du am Strand im Oman. Was sind die Highlights eurer bisherigen Reise?
Bettina: Georgien bleibt unvergesslich. Die Menschen dort sind unglaublich gastfreundlich. Einmal haben wir an einem Fluss geparkt, und ein Fischer hat uns frischen Fisch geschenkt. Später wurden wir zu einem Geburtstag eingeladen und haben drei Tage mitgefeiert. Der Iran war ebenfalls eine Überraschung. Dort haben wir Diesel für 1 Cent pro Liter getankt und Menschen getroffen, die uns ihre Handy-Nummern gaben, falls wir Hilfe bräuchten. Diese Herzlichkeit ist etwas, das man in Deutschland so kaum kennt.
Mathias Eigl: Wie sieht euer Alltag aus?
Bettina: Sehr unterschiedlich. Wir arbeiten remote, ich mache Social Media, und Micha entwickelt Software. Fixkosten wie Miete oder Versicherungen fallen weg, was uns viel Freiheit gibt. Aber es gibt immer Aufgaben: Wasser auffüllen, Vorräte besorgen oder etwas am Fahrzeug reparieren. Gerade suchen wir nach einer Werkstatt, um ein Schnellablass-System für die Reifen einzubauen – wichtig für die Wüste.
Mathias Eigl: Was kostet euch das Leben unterwegs?
Bettina: Viel weniger, als man denkt. Im Oman zahlen wir 35 Cent pro Liter Diesel, in Saudi-Arabien waren es 28 Cent, und unser Rekord war der Iran mit 1 Cent. Ohne Miete oder hohe Fixkosten können wir uns diesen Lebensstil leisten, ohne auf etwas verzichten zu müssen.
Mathias Eigl: Gibt es eine Lektion, die du auf der Reise gelernt hast?
Bettina: Dass die Welt nicht so gefährlich ist, wie viele denken. In jedem Land, das wir besucht haben, haben uns die Menschen mit einer Herzlichkeit empfangen, die uns oft sprachlos gemacht hat. Ich habe gelernt, dass es sich lohnt, den eigenen Weg zu gehen – egal, was andere sagen.
Mathias Eigl: Was würdest du Menschen raten, die von einem ähnlichen Leben träumen?
Bettina: Macht es einfach. Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt. Träume sind dazu da, gelebt zu werden, und die Freiheit, die wir jetzt haben, ist unbezahlbar. Das Leben ist zu kurz, um es nicht zu versuchen.
Mathias Eigl: Danke, Bettina, für diesen inspirierenden Einblick in dein Leben. Ich bin sicher, viele werden sich von deiner Geschichte ermutigt fühlen.