Was für eine Schnappsidee
Die Geschichte von Dietmar Bock liest sich wie ein spannendes Drehbuch: Zwei ehemalige Zivildienstleistende, die sich in einem Wohnheim trafen und anfangs nicht ausstehen konnten, wurden zu Partnern auf einer unternehmerischen Reise, die nicht jedem gefällt.
Ihre Reise begann mit der Gründung einer populären Kneipe namens „Unheilbar“ in Biberach. Die Kneipe wurde schnell zum Lieblingsort vieler Menschen, doch Dietmar und sein Geschäftspartner hatten größere Pläne. Sie steckten ihre kreative Energie in ein neues Projekt: die Kreation eines Likörs, der bald landesweit für Aufsehen sorgte – „Ficken Likör“.
—-
Ulmer Spickzettel: Dietmar, erzähl uns von deiner ersten Begegnung mit Bernd, deinem Co-Gründer. Wie hat alles angefangen?
Dietmar: Bernd und ich stolperten quasi im Zivi-Wohnheim in Ingerkingen ineinander. Ich war der fleißige Zivi, und er, nennen wir ihn den Charmeur, schnappte mir regelmäßig die Aufmerksamkeit der Praktikantinnen weg. Unsere Freundschaft startete also mit einem kleinen Wettbewerb.
Ulmer Spickzettel: Von solch einem wackeligen Start zu einer Geschäftspartnerschaft – wie seid ihr auf die Idee gekommen, die „Unheilbar“ zu eröffnen?
Dietmar: Nach dem Zivildienst trafen wir uns wieder in Biberach. Ein gemeinsamer Freund hatte eine alte Lokalität gemietet und plante, einen Club zu eröffnen, was scheiterte. Dann kam die Idee, warum nicht stattdessen eine Kneipe? Wir nannten sie „Unheilbar“, direkt am Biberacher Bahnhof gelegen, ein Ort, der schnell zum Anziehungspunkt wurde. Ursprünglich nur als Partyraum gedacht, wurde daraus eine Bar, die an Wochenenden regelmäßig bis auf den letzten Platz gefüllt war.
Ulmer Spickzettel: Dietmar, bevor wir tiefer in die Geschichte von „Ficken“ eintauchen, erzähl uns doch bitte, was ihr gemacht habt, bevor ihr mit Ficken Geld verdient habt.
Dietmar: Bevor „Ficken Likör“ unser Hauptgeschäft wurde, hatte ich mit Mathias und Christian eine Medien- und Eventagentur namens Nextex. Wir haben alles von Webdesign bis hin zu Eventorganisation angeboten. Tatsächlich haben wir unter anderem das Logo und den Intro-Film für das Xinedome in Ulm erstellt und organisierten die Eröffnungsparty inklusive Limousinenservice. Es war eine aufregende Zeit, die uns viele Einblicke in das Marketing und die Eventbranche gab.
Ulmer Spickzettel: Und wann trat Ficken in euer Leben? Der Name allein ist ja schon eine Story wert.
Dietmar: In der „Unheilbar“ war ein bestimmter Josta-Beerenlikör sehr beliebt. Wir sahen das Potential, dieses Getränk unter einem markanten Namen zu vermarkten. Ursprünglich dachten wir an „Red Diabolo“, aber das klang uns zu harmlos. Ich schlug dann vor, den Likör einfach „Ficken“ zu nennen, was bei Matthias und Christian, unseren anderen Partnern, zunächst auf Widerstand stieß. Bernd jedoch sagte, er sei nur dabei, wenn der Likör tatsächlich „Ficken“ heißt. Also riskierten wir es.
Ulmer Spickzettel: Diese Entscheidung hat sicher Wellen geschlagen. Wie habt ihr die rechtlichen Herausforderungen gemeistert?
Dietmar: Kaum war „Ficken Likör“ auf dem Markt, hatten wir den Werberat am Hals. Kurz darauf folgte eine Klage wegen unlauteren Wettbewerbs, eingereicht von einem großen Eierlikörhersteller. Sie behaupteten, unser Produktname schade der Branche. Die Klage zog sich bis zum Oberlandesgericht Köln, wo die Richter entschieden, dass der Name rechtlich unbedenklich sei. Dieser Sieg war für uns nicht nur eine rechtliche Bestätigung, sondern auch eine Bestätigung unserer Marketingstrategie.
Ulmer Spickzettel: Das klingt nach einer Menge Turbulenzen. Wie seid ihr dabei geblieben und habt weitergemacht?
Dietmar: Wir waren von unserem Produkt überzeugt und hatten den Mut, etwas anders zu machen. Die Unterstützung und das positive Feedback unserer Kunden gaben uns immer wieder neue Energie. Es war ein harter Kampf, aber auch eine spannende Zeit, die uns gezeigt hat, dass auch unkonventionelle Ideen ihren Platz im Markt finden können.
Ulmer Spickzettel: Dietmar, zum Abschluss: Was für Tipps kannst du jungen Menschen geben, die mit einer kühnen Idee im Kopf herumlaufen und vielleicht zögern, den ersten Schritt zu wagen?
Dietmar: Das Wichtigste ist, an die eigene Idee zu glauben und sich nicht entmutigen zu lassen. In unserem Fall war der Weg sicher nicht einfach und wir mussten viele Hürden überwinden, aber der Glaube an unser Produkt und unsere Vision hat uns durchgetragen. Mein Rat wäre, immer leidenschaftlich zu bleiben und bereit zu sein, Risiken einzugehen. Netzwerken ist auch entscheidend – umgebe dich mit Menschen, die deine Vision unterstützen und ergänzen können. Und vergiss nicht: Humor ist ein mächtiges Werkzeug. Wenn du dein Projekt mit einer Prise Humor angehst, kannst du selbst die größten Herausforderungen leichter meistern. Lass dich von Rückschlägen nicht entmutigen, lerne aus ihnen und mach einfach weiter. Jeder Fehler ist eine Chance zu lernen und sich zu verbessern.