Dramatische Zustände im Ulmer Münster: Ein Wahrzeichen kämpft ums Überleben!
Im Ulmer Münster herrschen oft eigenartige Temperaturen. Während draußen die Hitze in den Gassen der Altstadt steht, bleibt es drinnen kühl – manchmal so kühl, dass man sich trotz Sommerwetter lieber etwas Warmes anzieht. Die massiven Mauern des Münsters, gebaut aus Sandstein und Backstein, speichern Kälte ebenso wie Wärme. So kann es im Winter angenehm temperiert und im Sommer überraschend frisch sein.
“Das Ulmer Münster hält den Temperaturunterschieden stand, aber diese besondere Bauweise bringt auch Herausforderungen mit sich.”
Doch diese beeindruckende Bauweise bringt Herausforderungen mit sich. Der gigantische Turm, der mit 161,53 Metern der höchste Kirchturm der Welt ist, lastet mit etwa 50.000 Tonnen auf dem Boden – das entspricht dem Gewicht von rund 8.500 Elefanten! Diese immense Masse und die extremen Witterungsverhältnisse setzen dem Bauwerk über die Jahre hinweg schwer zu.
In den oberen Stockwerken des Münsters, etwa 70 Meter über dem Boden, zeigt sich das Klima von einer ganz anderen Seite. Dort oben, in der sogenannten Türmerstube, wo die Wetterdaten seit Jahrzehnten akribisch festgehalten werden, liegt die Temperatur häufig weit unter der in den Straßen Ulms. Während die Stadt in der Sommerhitze brütet, schafft es das Thermometer in diesen Höhen kaum über 20 Grad.
“Der ständige Wechsel von Frost und Hitze, heftige Stürme und unaufhörlicher Regen hinterlassen deutliche Spuren.”
Doch das wahre Drama spielt sich an der Außenhülle des Münsters ab. Die filigranen Steinmetzarbeiten – von kunstvoll verzierten Bögen über Kreuze bis hin zu Wasserspeiern – sind den Kräften der Natur schutzlos ausgeliefert. Der ständige Wechsel von Frost und Hitze, heftige Stürme und unaufhörlicher Regen hinterlassen deutliche Spuren. Ganze Steinstücke brechen ab, die Fassade zeigt starke Zeichen der Erosion. Der Klimawandel hat diesen Verfall noch beschleunigt, und die Wände des Münsters stehen unter enormem Druck.
Auch das Innere des Münsters ist betroffen. Risse im Mauerwerk und abblätternder Putz sind keine Seltenheit mehr. Im Jahr 2017 fiel ein halbes Pfund Putz von der Decke in den Chorraum – ein alarmierendes Zeichen dafür, wie kritisch die Situation geworden ist. Hinzu kommen Probleme mit dem Grundwasserspiegel, der in den letzten Jahren stark geschwankt hat. Diese Veränderungen setzen dem Fundament des Münsters zu und verursachen zusätzliche Spannungen im Mauerwerk.
“Die Kombination aus den dicken, kühlenden Mauern und den plötzlich warmen Außentemperaturen führt regelmäßig zu Kondensationsproblemen.”
Selbst die Feuerwehr musste bereits mehrfach ausrücken, nicht wegen eines Feuers, sondern wegen Kondenswassers, das sich an den kalten Mauern sammelte und Fehlalarme auslöste. Die Kombination aus den dicken, kühlenden Mauern und den plötzlich warmen Außentemperaturen führt regelmäßig zu Kondensationsproblemen, die das Innenklima des Münsters zusätzlich belasten.
Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche Versuche unternommen, das Münster vor diesen Gefahren zu schützen, aber viele gut gemeinte Maßnahmen haben neue Probleme geschaffen. So wurde beispielsweise eine Betonsperre installiert, um das Dach vor Wasser zu schützen. Doch diese Sperre verhindert nun, dass die Feuchtigkeit entweichen kann, was zu weiteren Schäden durch Kondensation führt.
Das Ulmer Münster hat schon viele Jahrhunderte überdauert, aber die Herausforderungen, denen es heute gegenübersteht, sind gewaltig. Es ist ein ständiger Kampf gegen die Naturgewalten und den Zahn der Zeit, um dieses Wahrzeichen der Stadt für kommende Generationen zu bewahren.