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„Der Buyout war kein leichter Deal.“

„Ich wollte eigentlich am ersten Tag wieder aufhören.“ Katrin Wenzler lacht, während sie diese Worte sagt. Sie erzählt von ihrem ersten Tag in der Banklehre, irgendwo zwischen dicken AGBs und der Erkenntnis, dass Kundenkontakt offenbar nicht mit „Ärmel hochkrempeln und loslegen“ beginnt. Heute ist sie CEO von Marvecs, einem Unternehmen, das in der Pharmawelt zu den Top 3 gehört. 

Pharma, Vertrieb und eine Prise Bauchgefühl

Marvecs ist so eine Art unsichtbare Supermacht. Eine Nische, die in Ulm nur wenige kennen. „Wir bringen Medikamente in die Apotheken und Kliniken – und das für große und kleine Player,“ erklärt Wenzler. Während andere Firmen verzweifelt versuchen, mit alten Methoden neue Kunden zu gewinnen, denkt Marvecs längst weiter. „Flexibilität ist das A und O. Die Pharmaindustrie verändert sich rasant – und wir fliegen quasi mit einem Hubschrauber drüber und checken, wo die nächsten Chancen liegen.“

Klingt lässig, war aber ein harter Weg. Als junge Produktmanagerin bei Merckle hatte Wenzler ein Mini-Budget und eine große Verantwortung. „Da habe ich gelernt, mit wenig viel zu machen.“ Später wechselte sie zu Marvecs – Teilzeit, mit zwei kleinen Kindern. Eine Entscheidung, die zeigt: Karriere und Familie müssen kein Entweder-Oder sein.

Homeoffice, als es noch Modem-Geräusche machte

„Ich war 1996 die Erste mit Homeoffice. Mein Chef fand’s gut – alle anderen dachten, ich bin arbeitslos.“ Heute schalten sich alle selbstverständlich ins virtuelle Meeting – damals war das noch kaum vorstellbar und sie musste sich doppelt beweisen: unsichtbar, aber effizient. „Du durftest nicht erwarten, dass dich jemand anruft. Es war eine Holschuld.“

Dass Wenzler einmal Marvecs übernehmen würde, stand damals nicht auf dem Plan. Aber als die Chance kam, sagte sie: „Komm, was soll passieren?“ Sie hat Kredite aufgenommen, sich durch Banken und Businesspläne gekämpft – und wurde zur Alleininhaberin. „Ich hab’s einfach gemacht. Klar, Risiko war da. Aber manchmal muss man springen.“

Neugier als Business-Strategie

Was Wenzler ausmacht, ist ihre Neugier. „Ich war immer die, die über den Tellerrand schauen wollte .“ Ob im Marketing-Club oder bei Netzwerktreffen – sie wollte wissen, was andere Branchen besser machen. „Ich finde, wer in Ulm erfolgreich ist, schafft’s überall.“ Eine kleine Spitze gegen die Schwaben, die Veränderungen oft misstrauisch beäugen? Vielleicht. Aber sie sagt es mit einem Augenzwinkern.

Heute ist Marvecs nicht nur Vertriebsdienstleister, sondern auch Großhändler. „Jetzt bestellen 12.000 Apotheken direkt bei uns.“ Eine riesige Umstellung. „Von 50 auf tausende Kunden – das ist so, als ob man von einem Audi auf ein Formel-1-Wagen umsteigt. “

Mentoring, Frauen in der Wirtschaft und 16-Minuten-Powernaps

Wenzler ist eine Macherin – aber keine Einzelkämpferin. „Ich hatte keine klassischen Förderer, aber ich habe mir Mentoren gesucht.“ Heute gibt sie das Wissen weiter, vor allem an junge Frauen in der Pharmawelt. „Wir müssen lernen, uns was zuzutrauen. Männer bewerben sich, wenn sie 60 % der Anforderungen erfüllen. Frauen denken: Ich kann nur 8 von 10 Sachen – also lassen wir’s lieber.“

Ihre Tage sind voll, aber strukturiert. „Ich starte mit Cappuccino und Pamela Reif-Workout. Dann mache ich eine Runde durchs Unternehmen, sage jedem Guten Morgen.“ Und zwischendurch? „16 Minuten Powernap. Mit Sonnenbrille auf dem Sofa. Danach bin ich wieder voll da.“

Ulm, E-Bike und ein geheimes Chorprojekt

Obwohl sie nicht hier geboren ist, fühlt sich Wenzler längst als Ulmerin. „Am Anfang haben sich nur Zugezogene mit mir angefreundet. Aber wenn ein Ulmer sich mal für dich öffnet, bleibt das für immer.“ Ihre Lieblingsorte? „Edda, Gustaff, Uferbar. Und ich singe in einem Mini-Chor. Mit Sekt und Knabbereien – aber trotzdem ernsthaft.“

Wer Katrin Wenzler trifft, merkt schnell: Diese Frau ist nicht nur erfolgreich, sondern auch echt. Kein glattpolierter CEO-Typ, sondern jemand, der Entscheidungen mit Herz und Verstand trifft. „Bauchgefühl ist wichtig. Natürlich müssen die Zahlen stimmen. Aber am Ende muss sich’s auch richtig anfühlen.“

Eine Philosophie, die Marvecs groß gemacht hat – und Ulm vielleicht bald ein bisschen mehr über diesen Hidden Champion erfahren lässt. 

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