
Wie Caroline Liebler von der Sternegastronomie in die Windkraft wechselte
Perfektion. Tempo. Druck. Wer in der Spitzengastronomie überleben will, muss liefern – ohne Fehler, ohne Diskussion. Caroline Liebler kannte dieses Spiel in- und auswendig. 14-Stunden-Schichten, immer auf den Beinen, immer bereit für den nächsten Gast, der einen 500-Euro-Wein blind erkennt. Doch irgendwann stellte sich die Frage: War’s das?
Ihr Mann und sie hatten sich durch die knallharte Gastro-Welt geschlagen, doch das Gefühl, dass da noch mehr geht, wurde lauter. Dann kam der Moment: Das Familienunternehmen Meißner stand vor der Entscheidung – verkaufen oder übernehmen? Sie entschieden sich für Letzteres. Aber nicht, um einfach nur zu verwalten, sondern um es radikal umzubauen. Heute sorgen sie dafür, dass Menschen in 100 Metern Höhe sicher arbeiten können. Windkraftanlagen, Strommasten, Industrieanlagen – überall dort, wo kein Spielraum für Fehler ist.
Ein Familienerbe mit Drive
Caroline stammt aus einer Unternehmerfamilie, die gelernt hat, sich durchzusetzen. Ihr Urgroßvater gründete 1910 eine kleine Sattlerei in Babelsberg. Ihr Großvater war in Berlin an der Universität, lernte dort ihre Großmutter kennen – eine Frau, die ihrer Zeit voraus war.
„Meine Großmutter wollte in den späten 50ern Journalismus studieren – zu einer Zeit, in der das für Frauen alles andere als selbstverständlich war. Sie war emanzipiert, mutig, hat sich nicht in eine Rolle drängen lassen. Das hat mich geprägt.“
Doch das Studium musste sie abbrechen. Die politische Lage spitzte sich zu, und als die Mauer noch nicht stand, entschieden sich ihre Großeltern für die Flucht in den Westen. Zurücklassen mussten sie viel – Familie, Freunde, berufliche Perspektiven. Doch sie bauten sich ein neues Leben auf.
„Sie haben einfach gemacht. Keine Zeit für Selbstzweifel oder ‚Was wäre wenn‘. Sie wussten, dass es weitergehen muss – und das hat sich durch unsere ganze Familie gezogen.“
Vom Fine-Dining zur Höhenrettung
Dieses Mindset des Machens statt Redens begleitet Caroline bis heute. Der Wechsel in die Sicherheitsbranche war kein naheliegender Schritt. Ihr Mann und sie hatten sich in der Spitzengastronomie bewiesen, Perfektion bis ins kleinste Detail geliefert – ob beim Service oder in der Küche.
„In der Sternegastronomie gibt es kein ‚Geht nicht‘. Dein Job ist es, Lösungen zu finden – und zwar sofort.“
Genau diese Einstellung nahmen sie mit. Als sie Meißner übernahmen, war es noch ein klassischer Handwerksbetrieb mit zehn Mitarbeitern. Heute stehen sie bei über 80 und sind europaweit gefragt.
„Windkraft war am Anfang ein Wagnis“, gibt sie zu. „Niemand hat uns ernst genommen. ‚Meißner macht jetzt Windkraft?‘ haben sie gesagt. Heute arbeiten wir in der ganzen Branche mit den Großen zusammen.“
Ihr Unternehmen bietet alles aus einer Hand. Sicherheitslösungen für Höhenarbeiter aus der Einsinger Produktion – von Absturzsicherungen über Wartungssysteme bis zu Rotorblatt-Inspektionen. Ihr Team hängt wortwörtlich an Seilen, um sicherzustellen, dass die Anlagen da draußen zuverlässig laufen.
„Wenn du in 100 Metern Höhe arbeitest, kannst du dir keine Fehler leisten. Da gibt es kein ‚Wir probieren das mal‘. Unsere Systeme müssen halten, weil es um Menschenleben geht.“
Trotz des Erfolgs gibt es eine Herausforderung, die größer ist als jede Windkraftanlage: Fachkräfte.
„Die Nachfrage ist riesig. Aber wir haben kaum noch Leute, die bereit sind, diesen Job zu machen. Windkraftanlagen reparieren sich nicht im Homeoffice.“
Sie setzt auf Nachwuchsförderung, auf interne Schulungen, auf Mentoring für Quereinsteiger. “Jeder der arbeiten möchte bekommt eine Chance. Familienunternehmen heißt auch sich kümmern. Unsere Mitarbeiter sind unser wichtigstes Gut.” Doch der Arbeitsmarkt hat sich verändert. Die neue Generation hat andere Prioritäten.
„Früher wollten wir einfach arbeiten und was erreichen. Heute geht es mehr um Work-Life-Balance. Ist ja auch gut, aber wenn keiner mehr rausgeht und sich die Hände schmutzig macht, haben wir ein Problem.“
Weiter nach oben – aber mit Plan
Während andere Unternehmen hektisch skalieren, geht Caroline es strategisch an. „Wir könnten noch schneller wachsen, aber das bringt nichts, wenn die Qualität leidet. Lieber stabil und nachhaltig als blind in die Masse.“
Der Vorteil als Familienbetrieb: Schnelle Entscheidungen, direkte Wege.
„Wenn ein Kunde ein Problem hat, lösen wir es. Punkt. Da gibt es kein Konzern-Hickhack, keine zehn Instanzen. Wir machen einfach.“
Fazit: Perfektion bleibt – nur das Spielfeld hat sich geändert
Vom Fine-Dining zur Höhenrettung – Caroline Liebler hat bewiesen, dass ein radikaler Branchenwechsel nicht nur möglich, sondern erfolgreich sein kann. Heute sichert ihr Unternehmen Meißner Sicherheitstechnik Windkraftanlagen, Strommasten und Industrieanlagen ab. Und auch wenn sie den Küchenstress hinter sich gelassen hat, bleibt eines gleich: Perfektion ist nicht verhandelbar.