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„Das hätte ich nicht erwartet“ – Interview mit Mechthild von der Weinbastion.

Was haben Champagner, Schaumwein und Online-Shops gemeinsam? Mechthild von der Weinbastion weiß es. Seit neun Jahren sorgt sie dafür, dass in Ulm nicht nur der Wein gut fließt, sondern auch die Kommunikation sprudelt. Mathias Eigl hat sie auf ein Gläschen getroffen (na ja, fast) und über ihre Arbeit, Schaumweine und die Zukunft des Weinhandels geplaudert.

Interview Bild

Das Interview führte Mathias Eigl, Gründer des Ulmer Spickzettels und der ersten Social-Media-Agentur im Schwabenland ULM ME (www.ulm.me) und langjähriger Chefredakteur verschiedener Schülerzeitungen.


Mathias Eigl (ME): Mechthild, du bist jetzt seit neun Jahren bei der Weinbastion. Was hat sich in dieser Zeit für euch am meisten verändert?

Mechthild (M): Das Kaufverhalten der Kunden hat sich stark gewandelt. Früher kamen die Leute in den Laden, haben ihre Kisten Wein geladen und sind wieder gegangen. Heute läuft das ganz anders. Viele kommen gezielt mit konkreten Vorstellungen, weil sie vorher online alles durchforstet haben. Der Anspruch ist definitiv gestiegen – und wir passen uns an.

ME: Klingt nach einem ziemlich fitten Kundenstamm. Wie holt ihr die Leute da noch ab?

M: Es gibt keine „one-size-fits-all“-Lösung. Unsere Stammkunden verlassen sich auf unsere Empfehlungen. Aber immer mehr Leute wollen richtig tief ins Thema eintauchen. Da bieten wir dann nicht nur im Laden, sondern auch im Online-Shop umfangreiche Informationen. Vom Verkostungsbericht bis zur Geschichte des Winzers – die Leute wollen mehr als nur eine Flasche Wein.

ME: Stichwort Online-Shop. Wie wichtig ist der für euch geworden?

M: Der Shop ist ein Riesending. Klar, unser Laden ist immer noch das Herzstück, aber der Online-Shop hat uns ganz neue Türen geöffnet. Vor allem während der Pandemie wurde er zur Lebensader. Und jetzt bestellen viele weiterhin lieber bequem von zu Hause aus.

ME: Ihr gehört seit 2011 zur Getränke Göbel Gruppe. Hat das den Arbeitsalltag in der Weinbastion verändert?

M: Eigentlich nicht so sehr, wie man vielleicht denkt. Wir sind zwar Teil der Getränke Göbel Gruppe, aber arbeiten hier ziemlich eigenständig. Getränke Göbel kümmert sich um die Buchhaltung und Verwaltung, aber alles rund um den Verkauf, den Einkauf und die Beratung läuft komplett über unser Team in der Weinbastion. Es fühlt sich an wie ein kleines Unternehmen im Unternehmen.

ME: Hat die Zugehörigkeit zur Getränke Göbel Gruppe euch neue Möglichkeiten eröffnet?

M: Ja, auf jeden Fall. Durch die Zugehörigkeit zu Göbel haben wir bessere Strukturen im Hintergrund – zum Beispiel in der Logistik – was uns erlaubt, uns voll auf unsere Kunden zu konzentrieren. Die Verbindung zu einem größeren Unternehmen gibt uns Stabilität, aber gleichzeitig behalten wir unsere Identität als Weinfachgeschäft bei.

ME: Was bestellt man da am liebsten? Gibt es neue Lieblinge?

M: Oh ja, alkoholfreie und Bio-Weine sind plötzlich ganz vorne mit dabei. Früher waren das Nischenprodukte, heute gehören sie zum Standard. Die Leute sind viel bewusster unterwegs. Aber der Klassiker – ein guter Bordeaux oder Toskana – bleibt natürlich auch ein Dauerbrenner.

ME: Wie schafft ihr es, online und offline den persönlichen Kontakt zu halten? Gerade, wenn alles digital wird?

M: Ganz ehrlich, das ist unsere größte Stärke. Viele Online-Shops sind anonym, bei uns ist es anders. Wir probieren jeden Wein selbst und schreiben dann Verkostungsnotizen, die wirklich von uns kommen. So haben die Kunden, ob im Laden oder online, immer das Gefühl, sie bekommen etwas Persönliches. Das ist uns wichtig.

ME: Gibt es ein Kundenfeedback, das dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?

M: Es sind diese Momente, wenn Kunden uns vertrauen – das ist das Größte. Neulich kam jemand und sagte: „Ich brauche einen Wein für meine Hochzeit, aber ich habe keine Ahnung, was ich nehmen soll.“ Dass uns die Leute solche besonderen Momente anvertrauen, ist etwas, das ich nie als selbstverständlich sehe.

ME: Apropos Vertrauen: Ihr verkauft mittlerweile auch viele alkoholfreie Weine. Hättest du gedacht, dass das mal ein Trend wird?

M: Ganz ehrlich, nein! Das war früher eine Nische, aber heute gibt es dafür richtig Nachfrage. Die Leute achten immer mehr auf das, was sie konsumieren, und alkoholfreie Weine passen da perfekt rein. Wir haben uns da voll reingehängt und unser Sortiment entsprechend erweitert.

ME: Was war dein größter Erfolg in den letzten Jahren?

M: Dass wir es geschafft haben, online und offline so gut zu kombinieren, ohne den Draht zu unseren Kunden zu verlieren. Viele von unseren Stammkunden bestellen jetzt online, kommen aber trotzdem immer wieder in den Laden, um sich beraten zu lassen. Das zeigt, dass wir es geschafft haben, den digitalen Wandel zu meistern, ohne unsere Wurzeln zu vergessen.

ME: Wenn du nach vorne schaust – was ist der nächste Schritt für die Weinbastion?

M: Wir bleiben auf unserem Weg: Der Online-Shop wird weiterwachsen, aber der persönliche Kontakt bleibt im Mittelpunkt. Wein ist kein Massenprodukt, sondern etwas Besonderes – und wir wollen, dass unsere Kunden das auch in Zukunft so erleben, egal ob online oder im Laden.

Fazit:

Die Weinbastion bleibt durch die Verbindung zur Getränke Göbel Gruppe strukturell stark, ohne ihre Unabhängigkeit in der Kundenberatung und -betreuung zu verlieren. Mechthild zeigt, dass die Weinbastion den Spagat zwischen Tradition und digitalem Wandel erfolgreich gemeistert hat – und dabei immer den persönlichen Kontakt zu den Kunden pflegt.

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