Rudolf Duala Manga Bell: Ein Ulmer Schüler und Widerstandskämpfer
Rudolf Duala Manga Bell: Vom Ulmer Schüler zum Widerstandskämpfer
Was hat Ulm mit der Kolonialgeschichte Kameruns zu tun? Mehr, als du denkst.
Ulm, 1890er: Ein Schüler mit einer Mission
Stell dir vor: Ein junger Mann aus Kamerun, der Tausende Kilometer von zu Hause entfernt in einer kleinen deutschen Stadt die Schulbank drückt. Klingt nach einem Plot-Twist? Willkommen in der Geschichte von Rudolf Duala Manga Bell, der in den 1890ern das Gymnasium in Ulm besuchte. Manga Bell war nicht irgendein Schüler. Er war der Sohn einer einflussreichen Familie des Duala-Volkes und hatte eine Mission: Bildung, die sein Volk stärken sollte.
In Ulm lernte er nicht nur Mathematik und Latein – er lernte, wie die deutsche Kultur und Politik tickten. Diese Lektionen nutzte er später, um für die Rechte seines Volkes einzustehen. Aber Ulm war nur der Anfang einer Geschichte, die tragisch enden sollte.
Ein König kämpft gegen Enteignung
Zurück in Kamerun wurde Rudolf Duala Manga Bell König. Klingt nach einem Happy End? Falsch gedacht. Die deutsche Kolonialverwaltung plante, das Land seines Volkes zu enteignen, um Platz für europäische Siedler zu schaffen. Manga Bell war alles andere als ein König, der schweigend zusah. Er protestierte, schrieb Briefe an die deutsche Regierung und suchte nach diplomatischen Lösungen.
Sein Mut machte ihn zu einem Symbol des Widerstands. Doch es machte ihn auch zu einem Feind der Kolonialmacht. 1914 wurde er unter dem Vorwurf des Hochverrats verhaftet, verurteilt und hingerichtet. Ein Ende, das seiner Mission nicht gerecht wird – aber sein Vermächtnis nur stärker gemacht hat.
Die Aalener Familie Oesterle mit Tube Meetom (links) und Rudolf Duala Manga Bell (rechts), um 1892. Foto: Familienarchiv Rolf-Dieter Röger und Georg Röger/Platino
Zurück nach Ulm: Die Erinnerung lebt
Heute erinnert Ulm an seinen ehemaligen Schüler und dessen unglaubliche Geschichte. Der Rudolf-Duala-Manga-Bell-Platz, eingeweiht im Oktober 2022, ist nicht nur ein Ort, sondern ein Statement. Ein Statement gegen Kolonialismus und Rassismus.
Bei der Einweihung kamen sogar Nachfahren von Manga Bell aus Kamerun nach Ulm. Es war ein emotionaler Moment, der zeigte, dass Ulm ein Kapitel in einer viel größeren Geschichte ist. Ein Kapitel, das uns daran erinnert, dass Geschichte nicht nur aus Siegern, sondern auch aus Helden wie Rudolf besteht.
Warum das alles wichtig ist
Manga Bell war kein Ulmer im klassischen Sinn. Aber seine Zeit hier prägte ihn – und er prägte die Stadt auf seine Weise zurück. Ulm zeigt mit diesem Platz, dass man auch in einer kleinen Stadt den Mut haben kann, die großen Themen der Geschichte anzupacken.
Rudolf Duala Manga Bell ist mehr als ein Name. Er ist ein Symbol für Widerstand, Mut und den Glauben daran, dass Bildung und Gerechtigkeit alles verändern können – selbst in der dunkelsten Zeit.