
Kein Witz
Der Ulmer Hocker – Designklassiker ohne Heimat?
Der Ulmer Hocker gilt als eine Ikone des deutschen Industriedesigns. Minimalistisch, funktional und zeitlos. Entwickelt wurde er 1954 an der berühmten Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG) – und trotzdem wird er heute nicht mehr in Ulm gebaut. Stattdessen stammt der „Ulmer Hocker“ inzwischen aus der Schweiz. Ein Paradox, das zum Nachdenken anregt.
Ursprung: Hochschule für Gestaltung Ulm
Die HfG Ulm wurde 1953 gegründet und gilt als Nachfolgeinstitution des Bauhauses. Einer ihrer Mitbegründer war Max Bill – Architekt, Künstler und Designer aus der Schweiz. Gemeinsam mit Hans Gugelot und Paul Hildinger entwarf er 1954 den Ulmer Hocker.
Ziel war ein einfaches, multifunktionales Möbelstück, das von den Studierenden selbst gebaut werden konnte. Der Hocker diente als Sitzgelegenheit, Beistelltisch, Rednerpult oder Regal – ein Statement gegen Überfluss und unnötigen Schnickschnack.
Produktion heute: Nicht mehr aus Ulm
Und heute? Der Originalentwurf lebt weiter – aber nicht in Ulm. Seit 1992 wird der Ulmer Hocker von der Firma WB Form in der Schweiz produziert. Verwendet wird dabei Schweizer Holz, gefertigt wird er in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Fair, nachhaltig – aber eben nicht mehr lokal.
Das Original steht im Museum Ulm oder im HfG-Archiv. Doch die Späne fliegen heute woanders.
Was kommt als Nächstes?
Spätzle aus Shanghai? Maultaschen aus Madrid?
Der berühmteste Hocker aus Ulm – kommt nicht mehr aus Ulm. Vielleicht ist es Zeit für ein Comeback.
Vision: Ulmer Hocker aus Donauholz?
Wie wäre es mit einem Startup, das den Hocker wieder dorthin zurückholt, wo er hingehört? Nach Ulm. Produziert aus regionalem Holz, vielleicht unter dem Namen: „Hock di her“ – mit Donauholz und schwäbischem Dialekt im Herzen.
Fazit
Der Ulmer Hocker ist mehr als ein Möbelstück – er ist ein Symbol. Für Klarheit, Haltung und Design mit Aussage. Doch seine Herkunft ist längst international geworden. Und vielleicht ist es genau jetzt an der Zeit, seine Wurzeln wieder freizulegen.