Folge uns auf

Die Schattenseite der Sonnenbrille

Sonnenbrillen sind Kult – und scheinbar unverzichtbar. Sie schützen vor UV-Strahlen, helfen gegen Blendung und geben uns diesen Hauch von „Ich-bin-auf-keinen-Fall-müde-und-überfordert“. Doch die Wahrheit ist: Wer ständig mit Sonnenbrille rumläuft, nimmt seinem Körper genau das, was er eigentlich braucht – Licht.

Was wie eine kleine Style-Entscheidung aussieht, hat reale Auswirkungen auf deinen Hormonhaushalt, deinen Schlaf und deine Stimmung. Und das sagen nicht Influencer, sondern Ärzte. Unter anderem Dr. Gäckle, Augenarzt aus Neu-Ulm, der betont: „Das Auge ist kein abgeschottetes Organ. Es steuert über Lichtsignale zentrale Prozesse im Gehirn.“

Weniger Licht = Weniger Energie

Natürliches Tageslicht ist der wichtigste Taktgeber für unsere innere Uhr. Es reguliert, wann wir wach, produktiv oder müde sind. Kommt weniger Licht über die Augen ins Gehirn, wird weniger Serotonin produziert – das Hormon, das für Antrieb, Konzentration und gute Laune sorgt.

Wer dauerhaft getönte Gläser trägt, signalisiert dem Körper: „Es ist Dämmerung.“ Die Folge: Melatonin bleibt zu lange aktiv, Cortisol startet zu spät – der Tag beginnt im Energiesparmodus.

Billige Brillen können sogar schaden

Besonders gefährlich sind schlecht verarbeitete Sonnenbrillen, wie man sie für 5 Euro an der Tanke bekommt. Denn: Sie verdunkeln zwar das Sichtfeld, filtern aber oft nicht ausreichend UV-Strahlen. Das heißt: Die Pupillen weiten sich – und lassen schädliche UV-Strahlung noch tiefer ins Auge eindringen.

„Eine schlechte Sonnenbrille ist schlimmer als gar keine“, warnt Dr. Gäckle. Die Risiken reichen von Hornhautentzündung bis Netzhautschädigung. Bei Kindern ist das Risiko besonders hoch – ihre Augen sind noch durchlässiger.

Das Auge verlernt den Umgang mit Licht

Unsere Augen passen sich ständig an Helligkeit an – durch Pupillenreflexe, neuronale Verschaltung, Kontrastwahrnehmung. Wer das durch ständige Verdunkelung unterbricht, trainiert diese Mechanismen nicht mehr. Das kann zu Lichtempfindlichkeit, schlechterem Sehen bei schnellen Helligkeitswechseln und insgesamt sensibleren Augen führen.

Hormonelles Chaos durch künstliche Dunkelheit

Licht ist mehr als ein Sehreiz – es ist ein hormoneller Impulsgeber. Melatonin, Cortisol, Dopamin, Serotonin – all diese Stoffe reagieren auf Licht. Wer dauerhaft mit Sonnenbrille durch den Tag geht, verschiebt diesen fein abgestimmten Rhythmus.

„Gerade das Morgenlicht ist entscheidend für einen stabilen Biorhythmus“, sagt Dr. Gäckle. „Wer dieses Licht mit Sonnenbrille blockt, schiebt seine innere Uhr in die falsche Richtung.“

Aber: Es gibt gute Gründe für Sonnenbrillen – in bestimmten Fällen

Dr. Gäckle stellt klar: „Bei Patienten mit beginnender Makuladegeneration oder extremer Lichtempfindlichkeit bleibt oft nichts anderes übrig, als eine Sonnenbrille zu tragen.“

Auch nach einer Staroperation – vor allem, wenn keine moderne Blaufilterlinse eingesetzt wurde – profitiert die Netzhaut nachweislich vom zusätzlichen Schutz durch getönte Gläser.

Bei jungen Menschen hingegen filtert die natürliche Augenlinse die schädlichen Lichtanteile zuverlässig heraus. Hier ist der ständige Griff zur Brille medizinisch oft unbegründet.

„Bei extremer Sonne, beim Autofahren oder beim Sonnen am Pool ist eine Sonnenbrille völlig in Ordnung“, so Gäckle. „Aber das ständige Tragen aus Coolness ist eigentlich unsinnig.“

Die Lösung: bewusster Einsatz statt Dauerfilter

Sonnenbrillen sind kein Feind – sie sind ein Werkzeug. Und wie jedes Werkzeug sollte man sie nur dann nutzen, wenn es sinnvoll ist.

  • Trage Sonnenbrillen bei starker Sonne, im Schnee, am Wasser oder nach Augen-OPs
  • Verzichte morgens bewusst darauf, um den Körper wach zu schalten
  • Achte auf UV400-Schutz und gute Qualität

Viele Menschen tragen eine Sonnenbrille nicht wegen UV-Schutz, sondern aus sozialen oder psychologischen Gründen. Manche wollen nach einer durchzechten Nacht rote Augen oder Augenringe kaschieren. Andere empfinden Blickkontakt als unangenehm oder fühlen sich durch den direkten Blick anderer verletzlich. Die Sonnenbrille wird so zur Barriere – zur kleinen Maske mit großer Wirkung.

Stars, Models, Bodyguards, Piloten, FBI-Agenten – sie alle tragen Sonnenbrille. Dadurch entsteht ein kulturell geprägter Reflex: Wer Sonnenbrille trägt, ist wichtig, entspannt, unabhängig. Viele fühlen sich dadurch geschützter – wie hinter einer Rüstung.

  • Weniger Blickkontakt = weniger Stress bei Unsicherheit oder sozialer Reizüberflutung
  • Coolness liegt nicht nur im Look, sondern auch in der Kontrolle über den sozialen Raum

Der medizinische Nutzen einer Sonnenbrille ist in den meisten Alltagssituationen gering. Unsere Pupille regelt den Lichteinfall sehr zuverlässig. Für bestimmte Situationen ist eine Sonnenbrille sinnvoll – aber der Dauergebrauch ohne echten Grund kann die in diesem Artikel beschriebenen Nachteile auslösen oder verstärken.

Wenn du willst, kann ich dir sogar zeigen, wie sich dein Gesicht mit und ohne Brille unterschiedlich auf andere auswirkt – mit Bildanalyse.

Denn wer seinem Körper Licht entzieht, entzieht ihm auch Energie. Und das ist selbst für den coolsten Look ein schlechter Deal.

Verwandte Beiträge

Video

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt...

Auch das ist Ulm

Im Ulmer Donautal – mitten im Industriegebiet – werden jedes...

Das schnelle Internet wurde in Ulm erfunden!

Zehn Jahre vorher, 1955: Die Firma Telefunken verlagert nach dem...

Kein Businessplan. Ein Drehbuch.

Almo ist 29, wirkt aber wie ein Veteran des Lebens....

Eine Antwort hinterlassen

Suche

Ulmer Spickzettel

Dein Magazin für gepflegte Regionalkultur.
We ❤️ das Schwabenland.

Folge uns in Social Media:

Facebook Icon Instagram Icon

Die letzten Beiträge:

Schreibe uns eine E-Mail an hallo@ulmer-spickzettel.de,
rufe uns an oder schreibe uns eine
WhatsApp an: 01729258003.