Was haben 80 Tauben, ein Pferdestall und eine leidenschaftliche Pflegefachkraft gemeinsam? Die Antwort: Tanja Schäfer. Was für die meisten wie eine skurrile Mischung klingt, ist für Tanja Alltag – und gleichzeitig ihre Herzensaufgabe. Mit ihrer Hingabe für die Natur und ihrem Engagement für Tiere gründete sie gemeinsam mit Gleichgesinnten den Förderverein NaU e.V., der sich für den Schutz und die Unterstützung von Wildtieren einsetzt. In diesem Interview erzählt sie von ihrem Weg zur „Taubenfrau“, warum Tauben viel klüger sind, als ihr Ruf vermuten lässt, und wie jeder Einzelne etwas für die Natur tun kann.
Das Interview führte Mathias Eigl, Gründer des Ulmer Spickzettels und der ersten Social-Media-Agentur im Schwabenland ULM ME (www.ulm.me) und langjähriger Chefredakteur verschiedener Schülerzeitungen.
Mathias Eigl: Tanja, stell dir vor, jemand sagt zu dir: „80 Tauben? Warum tust du dir das an?“ Was würdest du antworten?
Tanja Schäfer: (lacht) Ich würde sagen: Weil die 80 Tauben mein Leben bereichern! Es fing ja alles mit Hugo an, meiner ersten Taube. Der war völlig dehydriert und saß in meinem Pferdestall. Ich wusste erst mal gar nicht, was ich machen soll. Aber als ich gesehen habe, wie er sich erholt, wie viel Vertrauen er mir entgegengebracht hat, war es um mich geschehen.
Mathias: Und dann kam direkt Nummer zwei?
Tanja: Genau, Uschi! Hugo brauchte eine Freundin. Und dann war da ein Küken. Dann eine verletzte Stadttaube. Und irgendwie wuchs die „Familie“. Heute habe ich zwei Schläge: Einen für meine Stadttauben und einen für meine Rassetauben.
Mathias: Klingt chaotisch, aber auch irgendwie schön. Was fasziniert dich so an Tauben?
Tanja: Alles! Tauben sind unglaublich kluge Tiere. Sie erkennen Gesichter und Stimmen, und sie können sogar Kunstwerke unterscheiden – kein Witz, es gibt Studien, dass Tauben Picasso von Monet auseinanderhalten können. Sie haben aber auch total witzige Charaktere. Eine fliegt mir regelmäßig ins Gesicht – warum auch immer. Andere beobachten mich, wenn ich im Garten arbeite, und gucken, was ich mache.
Mathias: Klingt, als wären sie kleine Persönlichkeiten. Aber was sagst du den Leuten, die Tauben als „Ratten der Lüfte“ bezeichnen?
Tanja: Dass sie sich mal informieren sollten! Tauben sind nicht schmutzig und übertragen kaum Krankheiten – nicht mehr als ein Hund oder eine Katze. Und ihr Kot ist sogar ein fantastischer Dünger. Seit ich ihn für meine Rosen benutze, explodieren die förmlich. Das schlechte Image ist einfach überholt.
Mathias: Also brauchen wir mehr Leute wie dich, die Tauben lieben?
Tanja: Unbedingt! Aber es geht nicht nur um Tauben. Viele Tiere verlieren ihren Lebensraum – Igel, Greifvögel, Bienen. Deshalb haben wir den Förderverein NaU e.V. gegründet. Wir wollen Menschen sensibilisieren, ihnen zeigen, dass die Natur uns braucht. Und wir unterstützen Leute, die ehrenamtlich Tiere pflegen – oft ohne finanzielle Hilfe.
Mathias: Wer macht bei euch mit?
Tanja: Wir haben eine „Waldfrau“, zwei „Igelfrauen“ und ich bin eben die „Taubenfrau“. Aber auch IT-Leute oder Familienmitglieder helfen mit. Es ist ein buntes Team, das vor allem eines verbindet: die Liebe zur Natur.
Mathias: Was können wir alle tun, um Tieren zu helfen?
Tanja: Weniger aufräumen! Lasst eure Gärten mal Gärten sein. Blätter liegen lassen, Blumen für Bienen pflanzen, keine Steingärten. Es ist so einfach, Lebensräume zu schaffen. Und schaut genauer hin: Wenn ein Tier in Not ist, helft – oder wendet euch an jemanden, der helfen kann.
Mathias: Zum Schluss: Was war der berührendste Moment, den du mit deinen Tauben erlebt hast?
Tanja: Es gibt viele. Aber einer meiner Lieblinge ist Bubi, eine Rassetaube, die mit verkrüppelten Füßen bei mir landete. Sie konnte nicht laufen, also habe ich ihr mit einer selbstgebastelten Hängematte und kleinen Schuhen geholfen. Heute läuft sie wieder und ist quietschfidel. Solche Geschichten zeigen mir, dass jede Hilfe zählt.
Mathias: Danke, Tanja. Deine Geschichte inspiriert und zeigt, wie wichtig es ist, hinzuschauen – für die Natur, für die Tiere und für uns selbst.
Tanja: Danke dir. Und vielleicht hast du ja bald auch deinen eigenen Hugo! 😊