Folge uns auf

Der Andersmacher von der Alb

Johannes Söll führt in der vierten Generation den Familienbetrieb auf der Schwäbischen Alb. Doch statt die Tradition der Viehhaltung fortzusetzen, hat er den Hof in eine neue Richtung gelenkt. Als studierter Agrarwissenschaftler und Agribusiness-Experte baut er heute innovative und seltene Kulturen wie Hanf, Mohn und Chia an – Produkte, die bisher vor allem aus dem Ausland importiert wurden. Mit einer eigenen Ölmühle und einem florierenden Online-Shop erreicht Johannes inzwischen Kunden in ganz Deutschland, die regionale und nachhaltige Lebensmittel zu schätzen wissen. Im Interview spricht er mit Mathias Eigl über die Herausforderungen und Chancen dieses neuen Weges, die Bedeutung des Online-Handels für den Betrieb und seine Vision für die Zukunft des Hofes.

Interview Bild

Das Interview führte Mathias Eigl, Gründer des Ulmer Spickzettels und der ersten Social-Media-Agentur im Schwabenland ULM ME (www.ulm.me) und langjähriger Chefredakteur verschiedener Schülerzeitungen.



Mathias (M): Johannes, danke für deine Zeit. Du bist auf Social Media sehr aktiv und betreibst einen innovativen Landwirtschaftsbetrieb. Stell dich doch einmal vor – was macht ihr genau, und wie kam es dazu?

Johannes (J): Sehr gerne! Ich bin Johannes Söll, studierter Landwirt und führe unseren Familienbetrieb inzwischen in der vierten Generation. Nach meinem Agrarwissenschafts- und Agribusiness-Studium an der Uni Hohenheim bin ich zurück auf den Hof bei Blaubeuren, auf der Schwäbischen Alb, gekommen. Unser Betrieb hat sich gewandelt: Wir bauen heute besondere Kulturen wie Hanf, Mohn, Senf und auch Chia an – Pflanzen, die normalerweise in Regionen wie Südamerika angebaut werden. Dank einer hier entwickelten Chia-Sorte haben wir es geschafft, diese Pflanze auf der Schwäbischen Alb heimisch zu machen.


M: Ihr habt keine Tiere mehr auf dem Hof, oder?

J: Richtig. Die Viehhaltung, die früher ein wichtiger Bestandteil unseres Betriebs war, haben wir aufgegeben. Für mich war es entscheidend, den Betrieb in eine Richtung zu entwickeln, die zur aktuellen Zeit passt und mir persönlich Freude macht. Wir haben uns auf Saaten und Ölsaaten spezialisiert und eine Nische für regionale, nachhaltige Produkte geschaffen.

Anzeige:

M: Was umfasst euer Produktsortiment, und was hebt euch von anderen Anbietern ab?

J: Unser Sortiment umfasst Saaten wie Hanfsamen, die wir „Hanfnüsse“ nennen, sowie Leinsamen, Chiasamen, Senfsamen und Mohnsamen. Wir verarbeiten alle Ölsaaten in unserer eigenen Ölmühle zu hochwertigen Speiseölen. Unser besonderes Merkmal ist, dass wir so viele Produkte wie möglich selbst anbauen, direkt hier verarbeiten und an unsere Kunden verkaufen. Diese regionale Wertschöpfungskette hebt uns von anderen Anbietern ab.

M: Der Online-Shop scheint ein wichtiger Teil eures Geschäfts zu sein?

J: Absolut, unser Online-Shop ist mittlerweile die Haupteinnahmequelle und ermöglicht uns, Kunden in ganz Deutschland zu erreichen. So können wir direkt mit Menschen in Kontakt treten, die regionale Alternativen zu Importprodukten suchen. Natürlich verkaufen wir unsere Produkte auch in regionalen Lebensmittelläden und Hofläden, aber der Großteil unseres Umsatzes kommt über den Online-Shop.

M: Social Media ist für euch ebenfalls ein bedeutendes Marketinginstrument, oder?

J: Ja, Social Media ist zentral für uns. Über diese Kanäle können wir unsere Geschichte und die Herkunft der Produkte direkt mit den Menschen teilen. Dadurch lernen die Kunden unseren Hof und die Produkte kennen, und wir können den Online-Shop weiter fördern. Social Media bringt uns unseren Kunden näher und unterstützt unser Ziel, die Regionalität und Nachhaltigkeit unserer Produkte zu vermitteln.

M: Ihr wurdet für den Ceres Award nominiert. Was bedeutet das für euch?

J: Das war eine große Ehre und eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der Ceres Award zeichnet innovative Landwirte im deutschsprachigen Raum aus, und die Nominierung hat uns gezeigt, dass unsere Arbeit geschätzt wird.

M: Was sind deine Pläne für die Zukunft?

J: Wir möchten weiterwachsen, unser Produktsortiment erweitern und noch mehr Menschen für regionale Produkte begeistern. Es wäre schön, wenn die Menschen sehen, dass hochwertige Lebensmittel auch in ihrer Nähe produziert werden können.

M: Vielen Dank, Johannes! Es ist inspirierend zu sehen, wie innovativ und nachhaltig Landwirtschaft sein kann, gerade in vierter Generation.

Verwandte Beiträge

„Es geht nicht um Größe, sondern um Nähe“ – Die Philosophie von MTI

Industriegase sind vielleicht nicht das erste Thema, das mit Spannung...

Leben auf vier Rädern: Bettina und Micha sind dann mal weg.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den...

René “VooDoo” Wendland: Ein Leben zwischen Spanien, Games und Ulm.

Mathias Eigl (ME): René, du bist eines der markantesten Gesichter Ulms....

„Wir behandeln falsch“

Für Dr. Ingo Schymanski steckt die moderne Medizin in einer...

Eine Antwort hinterlassen