
Lieben und lieben lassen.
“Ich bin Sabine, 63, aus Neu-Ulm. Vor drei Jahren habe ich Eugene, 42, aus Nigeria kennengelernt. Keine Dating-App, kein Urlaubsflirt – eine echte Begegnung. Was als Gespräch begann, wurde ein Gefühl, das blieb. Drei Jahre Fernbeziehung, 6.000 km zwischen uns, täglicher Videochat, Respekt, Nähe – trotz der Distanz.
Was viele nicht wissen: In Nigeria postet man keine weiße Frau, solange der Mann noch dort lebt. Sonst denken Freunde, er schwimmt in Geld. Im schlimmsten Fall werden Kinder entführt. Scheidungen sind teuer, also lebt man oft offiziell „in Ordnung“ weiter. Traurig, aber Realität. Und wenn Nigeria involviert ist, heißt es schnell: „Das muss ein Scammer sein.“
Als SAT.1 uns für Amore unter Palmen ansprach, dachte ich, das ist eine Chance zu zeigen, dass Liebe kein Alter, keine Hautfarbe kennt. Stattdessen wurden unsere Worte verdreht, Emotionen dramatisiert. Aus Vertrauen und Nähe wurde Misstrauen und Klischee: ältere Deutsche, junger Afrikaner – das kann nicht echt sein.
Es folgten Hass-Kommentare, Spott, Unterstellungen. Plötzlich war ich nicht mehr Sabine, sondern „die Rentnerin aus dem Fernsehen“. Eugene wurde direkt angegriffen, seine getrennt lebende Noch-Ehefrau mit Lügen bombardiert. Niemand fragte, wie es wirklich war.
Besonders hart traf mich der Artikel einer großen Ulmer Zeitung. Ohne mich jemals zu fragen, schrieben sie über mich – und ich kam darin alles andere als gut weg. Ich war völlig überrascht, als ich plötzlich meinen Namen darin las und mein Bild sah. Alles beruhte allein auf der Sendung, ohne dass jemand mit mir gesprochen oder meine Seite gehört hatte.
Ich habe mich nicht blamiert. Ich habe mich verliebt. Ich bin nicht naiv, nicht blind. Ich bin jemand, der glaubt, dass Liebe auch dann zählt, wenn sie nicht ins Schema passt.
Und ganz ehrlich: Warum können die Leute uns nicht einfach unsere Liebe gönnen?