
Auf Umwegen nach Ulm …
„Ulm war alles andere als Liebe auf den ersten Blick. Eigentlich wollte ich nach Hamburg. Ich hatte einen Job auf einem Schiff in Aussicht, bei dem ich mit drogenabhängigen Jugendlichen arbeiten sollte. Es wäre eine Mischung aus Sozialarbeit und Abenteuer gewesen – genau das, was ich mir gewünscht hatte. Aber kurz bevor ich anfangen sollte, wurde das Projekt gecancelt. Plötzlich war ich ohne Plan. Ulm hatte einen Job in der mobilen Jugendarbeit zu bieten, also dachte ich: ‚Okay, mach ich halt erst mal.‘
Die ersten Jahre war ich hier, aber ich war nicht wirklich angekommen. Ulm war für mich eher ein Ort, um Zeit zu überbrücken. Ich wollte weiter, nach Berlin oder Hamburg.
Aber während hier arbeitete, habe ich angefangen, die Stadt besser kennenzulernen. Parallel hab ich abends in Kneipen gearbeitet, um über die Runden zu kommen, und dabei entdeckt, wie viel Spaß es macht, aufzulegen. Als DJ ‚Roter Freibeuter‘ habe ich später die Tanzreihe ‚Schüttel dein Speck‘ ins Leben gerufen. Was aus einem kleinen Spaßprojekt begann, wurde zu einer festen Größe in Ulm.
Irgendwann zog es mich auf die Jugendfarm. Das war eine ganz andere Welt: Kinder, Tiere, Natur. Wir haben ihnen beigebracht, wie man mit einer Axt umgeht, Lagerfeuer macht und Stockbrot backt. Es war Arbeit mit einem klaren Ziel: den Kindern etwas zu geben, was sie in ihrem Alltag oft nicht finden. Für mich war das eine der erfüllendsten Zeiten.
Heute leite ich den Stadtjugendring. Wir unterstützen Jugendvereine, helfen bei Projekten und versuchen, Ulm für junge Menschen ein bisschen bunter zu machen. Ich sehe mittlerweile, was diese Stadt besonders macht. Sie drängt sich nicht auf, aber sie hat eine unglaubliche Basis: Menschen, die was bewegen wollen, und Raum für Ideen.
Wenn ich in der Stadt unterwegs bin, merke ich, wie sehr Ulm Teil meines Lebens geworden ist. Und das Verrückte ist: Ich hätte das am Anfang nie gedacht. Ulm hat sich still und heimlich in mein Herz geschlichen, und jetzt weiß ich, dass ich hier genau richtig bin.”