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Seine Erfahrung hilft heute Menschen!

Schon im Studium schreibt Hepp mit Kommilitonen Businesspläne, besucht „Praxis der Unternehmensgründung“. 2015/16 folgt das EXIST-Gründerstipendium. Danach die reale Härte: wenig Personal, viel Handarbeit, ein Markt, der über Sanitätshäuser funktioniert. Sie liefern zunächst Bausätze, die vor Ort patientenindividuell zur Orthese werden.

„März 2020 – perfektes Timing, um nicht zu starten“

Der Vertrieb ist fertig, die Zulieferer stehen – dann kommt die Pandemie. Viele potenzielle Patient*innen sind Risikogruppe und vermeiden Kontakte. 2020/21 passiert fast nichts. Ende 2022/2023 geht es langsam los.

„Bei der Anprobe gibt’s regelmäßig Tränen der Freude.“

Heute ist die Zahl der Versorgten dreistellig. Patienten berichten von einer Rückkehr der Körperwahrnehmung – nicht nur in der Hand. Ein Mann läuft nach zwei Wochen stabiler mit dem Stock, obwohl die Orthese „nur“ an der Hand sitzt: Neuro- und Körpernetz arbeiten zusammen.

Was das kostet – und warum

Eine definitive, patientenindividuelle Orthese liegt im 5-stelligen Bereich. Teuer? Ja. Billig? Für das, was sie ermöglicht – und gemessen an Entwicklungs-, Material- und Made-in-Germany-Fertigung – auch wieder nein.

„Wir haben keinen Zulieferer, zu dem ich nicht zur Not mit dem Auto fahren könnte. Die meisten sitzen in Süddeutschland, alle in Deutschland.“

Deutschland, du Bremser (und Retter)

Hepp ist systemverdrossen – nicht zynisch. Er erlebt Bürokratie in Nahaufnahme: Leasing ohne positive Bilanzen? Schwierig. Förderlogik „Erst haben, dann gefördert werden“? Alltag. Krankenkassen? Ein zähes Ringen um Hilfsmittelbewilligungen.

Gleichzeitig gilt: In Deutschland ist der „Stand der Technik“ prinzipiell Kassenleistung – auf dem Papier. In der Praxis entscheiden Sachbearbeitende, Fristen, Formulare, Widersprüche. Hepp kennt Ablehnungen ohne Aktenzeichen. Und er kennt die andere Seite: Corona-Hilfen haben sein Unternehmen mit durchgetragen.

Hochschule Ulm: Labor statt Labyrinth

Die Fakultät unterstützt früh: Arbeitsplätze, Geräte, Abschlussarbeiten, heute noch EMV-Messungen im Hochschullabor auf Dienstleistungsbasis. Im Verwaltungslabyrinth hakt es – Statusfragen, Accounts, Zuständigkeiten. Am Ende hilft eine pragmatische Anweisung aus dem Rektorat.

Der nächste Schritt: Vorfertigen statt Gipsgießen

Noch braucht die Versorgung viel Handarbeit und erfahrene Häuser. Hepps Plan: vorgefertigte, digital vermessene Orthesen. 3D-Scan statt Gips, weniger Individualfertigung vor Ort – damit auch kleinere Sanitätshäuser versorgen können. Ziel: kleiner, leichter, unauffälliger, leistungsstärker.

„Wir wissen ziemlich genau, wie die nächste Evolutionsstufe aussieht. Die Prototypen liegen in der Schublade.“

Europa vs. USA

Die USA: ein Riesenmarkt nach einer großen Hürde. Europa: viele kleine Märkte, viele Regeln. In den Staaten ist Selbstzahlung normaler, in Deutschland sind Hilfsmittel Sozialrecht – mit allen Vor- und Nachteilen. Hepps Fazit ist unideologisch: Er will dort versorgen, wo es Patient*innen hilft – und wo Zugang möglich ist.

Was bleibt

Zehn Jahre nach dem Unfall ist Hepp nicht verbittert, sondern müde und motiviert zugleich. Kind im Kindergarten, Vision im Kopf, Liste an Verbesserungen auf dem Tisch. Und dieser Trotz, der Gründer antreibt:

„Ich kann keine Arbeit tun, von der ich überzeugt bin, dass sie Unsinn ist. Also baue ich lieber das, was Menschen wirklich hilft.“

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