„Piercen ist nicht nur eine Nadel durch die Haut. Es ist ein Statement.“

„Mit fünfzehn wollte ich Piercerin werden. Meine Eltern fanden das nicht so geil. ‘Lern was Gescheites’, haben sie gesagt. 2009, mitten in der Wirtschaftskrise, war das auch nicht so einfach. Ich habe 80 Bewerbungen geschrieben und eine Zusage bekommen – Friseurin. Ein Job, der mir Spaß gemacht hat, aber ehrlich gesagt: Am Ende des Monats hat das Geld gereicht, um zur Arbeit zu fahren. Und das war’s.

Irgendwann habe ich eine Stellenanzeige als Thekenkraft in einem Tattoo-Studio gesehen. Dachte mir: Wenigstens bunte Leute, wenigstens ein bisschen das, was ich wirklich will. Also hab ich’s gemacht – gegen den Rat aller. Dann kam Corona. Mein Chef war einer der wenigen, die uns einfach weiterbezahlt haben. Kein Kurzarbeitergeld, keine Entlassungen. Während andere Studios zugemacht haben, haben wir Wände gestrichen und durchgehalten.

Kurz danach ist mein Vater gestorben. Zwei Monate später wurde mein Stiefvater pflegebedürftig. Und während um mich herum alles auseinandergefallen ist, hatte ich dieses Studio. Mein Job war das Einzige, das konstant war. Das mich gehalten hat. Und dann, 2024, kam die nächste große Entscheidung: Mein Chef wollte das Studio in Ulm aufgeben. Dann wusste ich: es wird Body Cult in Ulm nicht mehr geben, mein ein und alles.

Also habe ich’s gemacht und die Leitung übernommen. Und plötzlich hatte ich nicht nur einen Job, sondern eine Verantwortung. Aber ehrlich? Es gibt keinen einzigen Tag, an dem ich denke: Fuck, warum hab ich mir das angetan? Ich liebe es. Ich liebe die Gespräche, die Menschen, die Geschichten, die ich höre. Ich liebe es, wenn jemand mit Angst reinkommt und mit einem Lächeln rausgeht.

Piercen ist nicht nur Schmuck. Für viele ist es ein Neuanfang. Eine Erinnerung. Eine Belohnung. Manche kommen nach einer Trennung. Manche nach einer bestandenen Prüfung. Manche brauchen einfach das Gefühl, etwas an sich zu verändern, weil das Leben sich nicht so leicht verändern lässt. Ich verstehe das. Und genau deshalb mache ich es.

📍 Neue Strasse 111, Ulm – Body Cult seit 1992. Qualität und Geborgenheit, kein Bullshit. Nur ehrliches Handwerk.