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Verrückteste Hochzeiten

Heiraten ist heute ein Event. Von der Boho-Trauung im Wald bis zur millionenschweren Luxushochzeit – es gibt nichts, was es nicht gibt. Aber während wir uns heute über skurrile Hochzeitstrends wundern, war die Geschichte des Heiratens oft noch absurder. Hier kommen die verrücktesten Hochzeitsbräuche und kuriosesten Eheschließungen der Menschheit.

Mittelalter: Zwangsehen und Hochzeitsnacht mit Publikum

Im Mittelalter war eine Hochzeit selten eine Herzensangelegenheit. Statt Liebe zählte der wirtschaftliche Nutzen – ein gutes Geschäft für die Eltern, eine lebenslange Verpflichtung für die Kinder.

Das Skurrilste daran? Die Hochzeitsnacht war erst dann gültig, wenn Zeugen bestätigen konnten, dass sie wirklich stattgefunden hatte. Und mit „Zeugen“ sind nicht zwei Unterschriften auf einem Dokument gemeint – manchmal war das halbe Dorf eingeladen, um zu lauschen oder gar direkt nachzusehen. Wer sich sträubte, konnte es sich mit mächtigen Familien schnell verscherzen.

Wer absolut keine Lust auf eine Hochzeit hatte, musste kreativ werden. Eine Braut in England entkam ihrer Zwangsheirat, indem sie sich als Nonne ausgab – und in einem Kloster verschwand. Andere wiederum wurden gezwungen, „Eheproben“ mit künftigen Gatten durchzuführen. Heiraten war eben kein Spaß, sondern bitterer Ernst.

Barock & Rokoko: Skandale, Perücken und goldene Hochzeitstorten

Im 17. und 18. Jahrhundert wurden Hochzeiten pompös – aber auch völlig absurd. Die Reichen und Mächtigen feierten mit Perücken, Diamanten und Banketten, die tagelang andauerten. Ludwig XIV. trank sich und seine Gäste bei Hochzeiten schon zum Frühstück in den Rausch.

Und dann gab es noch den Wettbewerb um die teuerste Hochzeitstorte. Ein französischer Adliger ließ seine Hochzeitstorte komplett aus Gold verzieren – ungenießbar, aber eben beeindruckend. Andere Adelshäuser übertrumpften sich mit „essbaren Kunstwerken“ aus Zucker und Marzipan, die mehr als eine heutige Luxushochzeit gekostet hätten.

Apropos teuer: Der österreichische Kaiser Joseph II. hielt Hochzeiten für so dekadent, dass er eine Hochzeitssteuer einführte. Je luxuriöser die Feier, desto höher die Abgabe. Ganz falsch lag er nicht – bei manchen Adelshochzeiten wurden mehr Gäste geladen als Einwohner in ganzen Städten lebten.

19. Jahrhundert: Heiraten mit Toten und Rache-Hochzeiten

Im 19. Jahrhundert wurde die Ehe plötzlich als romantische Institution vermarktet. Aber neben „Liebe für immer“ gab es auch Heiraten mit Verstorbenen. Klingt seltsam? War es auch. In Frankreich gab es tatsächlich „posthume Hochzeiten“, wenn einer der Partner kurz vor der Trauung gestorben war. Der Überlebende konnte so offiziell „Ehepartner“ bleiben – mit allen Rechten und Pflichten.

Dann gab es noch die „Rache-Hochzeiten“. Wurde eine Braut von ihrem Verlobten verlassen, heiratete sie manchmal seinen ärgsten Feind – nur um ihm eins auszuwischen. Wer also dachte, Liebesdramen seien eine Erfindung des 21. Jahrhunderts, hat die damaligen Standesregister nicht gelesen.

Und dann war da noch der Brautschleier. Queen Victoria machte Weiß populär, aber bis dahin heirateten Frauen einfach in ihrer besten Kleidung – von giftgrün bis tiefschwarz war alles dabei.

20. Jahrhundert: Von Massenhochzeiten bis zur Blitz-Ehe in Vegas

1920er – 30er: In Asien und Europa waren Massenhochzeiten en vogue. Tausende Paare wurden gleichzeitig verheiratet – oft in Stadien oder unter freiem Himmel. Wer in einer persönlichen Zeremonie heiraten wollte, wurde als „unnötig sentimental“ belächelt.

1950er – 60er: Das klassische Bild der perfekten Familie wurde verkauft wie ein Hollywood-Drehbuch. Doch hinter den Kulissen waren viele Ehen alles andere als harmonisch – Scheidungen galten als Skandal, also blieb man lieber unglücklich zusammen.

1970er – 80er: Las Vegas erlebte seinen Hochzeitsboom. Wer spontan heiraten wollte, brauchte nicht mehr als eine Tankfüllung und 50 Dollar. Elvis-Imitatoren als Priester? Kein Problem. Manche Ehen hielten nur wenige Stunden – oder endeten mit dem Kater am nächsten Morgen.

1990er: Hochzeiten wurden wilder. Fallschirmsprung-Trauungen, Unterwasser-Hochzeiten und Ehen in Fast-Food-Restaurants wurden zum Trend.

Heute: Hochzeit als Spektakel oder einfach gar nicht mehr?

Und heute? Manche Paare geben Millionen für ihre Traumhochzeit aus – von extravaganten Luxusfeiern auf Privatinseln bis zu freien Trauungen auf Gipfeln des Himalayas. Andere machen genau das Gegenteil: Mikrohochzeiten mit drei Gästen oder gar keine Hochzeit mehr.

Wer denkt, dass moderne Hochzeiten ausgefallen sind, sollte mal in die Geschichte schauen. Zumindest müssen wir heute keine Zeugen mehr in unser Schlafzimmer einladen oder jemanden heiraten, nur um es jemand anderem heimzuzahlen.

Ob Boho-Trauung oder Vegas-Blitzhochzeit – die Ehe hat sich zwar verändert, aber eines bleibt: verrückt war sie irgendwie schon immer.

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