Das Schmale Haus

Es gibt Orte, die kennt man einfach: Das Münster, das Donauufer, das Hochsträß und natürlich das Fischerviertel. Und es gibt Gebäude, die kennt man einfach: Das Münster, das Stadthaus und das Schmale Haus. Letzteres lässt sich im Fischerviertel finden, nur unweit des Donauufers. Doch das ist nichts Neues.

Es steht dort schon seit einigen Hundert Jahren. In dieser Zeit floss nicht nur viel Wasser die Donau entlang, auch viele Ulmerinnen und Ulmer passierten das nur vier Meter dreiundsechzig breite Haus. Ebenso Michael. Er ist 53 Jahre alt, lacht offenbar leidenschaftlich gerne, hat lange, graue Haare – und das Schmale Haus vor gut zehn Jahren gekauft. Heute betreibt er darin ein Bed & Breakfast und bietet Touristen aus aller Welt drei (!!) Zimmer an. Als wir fragten warum, antwortet er mit großen Augen:

„Aus Leidenschaft“

Das Schmale Haus ist sehr hoch und lang. Deswegen kann Michael trotz geringer Breite seinen Gästen nicht nur drei Zimmer anbieten, sondern samt Familie auch selbst noch im Haus wohnen. Und zwar ganz oben. Im Erdgeschoss hingegen die Gästezimmer- und damit zu einem guten Teil in der strömenden Blau. Diese schwimmt einen guten Meter unter dem Haus der Donau entgegen. Und zwischen Blau und Eingangstüre findet sich vor allem eines: Geschmack.

Es gibt eine Floskel, die wir nicht verwenden wollen:

“Stilvoll eingerichtet”. Machen wir auch nicht, denn das wäre eine maßlose Beleidigung. Auch eine alte Scheune lässt sich „stillvoll einrichten“. Hier hingegen hat Michael vor allem Geschmack im Umbau bewiesen- was sich auch durch einen Whirlpool äußert. Richtig. Whirlpool. In einem 500 Jahre alten Haus. Das ist fast so gut wie der Blick aus dem Fenster. Oder gleich gut? Wie auch immer: Der Ausblick fasziniert. Wie jeder andere Ulmer auch, sind wir gefühlt tausend Mal über die Brücke gegangen, die hinter dem Schmalen Haus über die Blau führt. Manchmal spickten wir in das Fachwerkhaus und sahen neben Menschen, die sich halbnackt auf dem Bett räkelten (innen Licht und außen Dunkel = reinblicken möglich!), auch Laptopmenschen am Schreibtisch sitzen. Vielleicht schreiben sie hier ihre späteren Beststeller? Möglich wäre es, bei diesem Ambiente. Vielleicht wurde aber auch der ein oder andere Bestseller durch die Matratze aus der Geschichte gelöscht. Denn diese ist so weich und schön und kuschelig und atemberaubend, dass man den ganzen Tag dort liegen, aus dem Fenster schauen und jegliche Art von Arbeit vermeiden möchte. Michael hat uns das Geheimrezept für eine gute Matratze verraten: „Kein Ikea.“

Auch das Frühstück ist alles andere als Kantinenessen: Individuell angerichtete Maßarbeit, statt eingeschweißter Massenware. Und dazu ein tolles Gespräch mit Michael, inklusive anschließendem Rundgang in seinen Privaträumen. „Das ist der beste Platz der Stadt, um das Nabada trocken anzuschauen und trotzdem alles mitzubekommen.“, meint er und blickt auf die nur einen Steinwurf entfernte Donau. Und überhaupt: Alles scheint hier nur einen Steinwurf entfernt zu sein. Gutes Essen gibt’s die Straße runter beim Wilden Mann, geparkt werden kann das Auto auf dem Hoteleigenen Parkplatz um die Ecke und der allseits geliebte Morgensport kann direkt am Donauufer begonnen werden.

Was lernen wir daraus?

Ulmer wird man nicht durch Geburt oder Zuzug. Ulmer wird man, wenn man sich die Zeit nimmt, die Stadt aus den Augen eines Touristen zu sehen- inklusive einer nahezu schon kultigen Übernachtung im Schmalen Haus. Denn vorbeilaufen kann ja jeder.

Kurz und knackig:

  • Das Schmale Haus misst 4,63 Meter in der Breite und 16 Meter in der Länge.
  • Durch die Reiseplattform Tripadvisor ist das Schmale Haus auch für internationale Gäste leicht zu finden.
  • Michael bietet seinen Gästen drei Zimmer in Donauuferstrandnähe.
  • Die Facebook-Seite des Schmalen Hauses:  betreibt Jannik, Michaels Sohn.
  • Michael, der Hotelbesitzer, im Interview